Der Vorschlag habe keine Aktualität, so VP-Bildungssprecher Werner Amon. Die FPÖ kritisiert den Plan als "Farce", für die Grünen ist er "überfällig".
Im Unterrichtsministerium wird eine Lehrplanänderung diskutiert, um Türkisch so wie Französisch oder Italienisch als zweite lebende Fremdsprache möglich zu machen („Die Presse“ berichtete). Für den Koalitionspartner ist das aber derzeit kein Thema. „Der Vorschlag in der Form hat keine Aktualität, er ist sicher nicht prioritär“, sagte VP-Bildungssprecher Werner Amon am Montag im Ö1-Mittagsjournal. Vorrangig sei, dass Kinder mit Migrationshintergrund die deutsche Sprache gut erlernen.
FPÖ: Fördert Parallelgesellschaft
Für FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz ist der Plan eine Farce: "In diesem Zusammenhang von Integrationsunterstützung zu sprechen ist ein blanker Hohn. Mit dieser Maßnahme werden im Gegenteil Parallelgesellschaften geradezu gefördert", so Rosenkranz am Montag in einer Aussendung. In Österreich ansässigen Personen, die Türkisch nicht mehr lesen und schreiben könnten, die Sprache wieder beizubringen sei "mit Sicherheit der falsche Ansatz".
Ähnliche Töne kommen vom BZÖ. Die Pläne seien "ganz falsch", so Bildungssprecherin Ursula Haubner, die das Vorhaben als "Buhlen um neue Wählergruppen" kritisiert. Kinder mit Migrationshintergrund müssten zuerst die deutsche Sprache erlernen. Das sei die Voraussetzung für eine gelungene Integration, für einen positiven Schulabschluss und für adäquate Chancen am Arbeitsmarkt, so Haubner.
Experte: "Zweisprachigkeit als Ressource"
Der Sprachwissenschafter Rudolf de Cillia von der Universität Wien sieht das anders. "Schüler mit türkischer Muttersprache müssen so gut ausgebildet werden, dass ihre Zweisprachigkeit als Ressource nutzen können", sagt er im Gespräch mit DiePresse.com. Neben politischem Widerstand sieht er die Akzeptanz im Lehrkörper der konkreten Schulen als Herausforderung. Denn die Einführung von Türkisch als zweite lebende Fremdsprache sei immer damit verbunden, dass für andere Sprachen (Spanisch, Französisch) weniger Stunden gibt.
Der Chef der AHS-Lehrergewerkschaft, Eckehard Quin, hat aber nichts gegen den Plan. Solange die Lehrer gut ausgebildet seien, sei das Vorhaben zu begrüßen, so Quin. Auch der Grüne Bildungssprecher Harald Walser äußerte er sich positiv. Die Maßnahme sei längst überfällig. Türkisch-Unterricht in höheren Schulen trage dazu bei, dass der Wirtschaft das Potenzial dieser Menschen nicht verloren gehe, so Walser. Außerdem dürfe man den Türkisch-Unterricht "nicht islamischen Fundamentalisten oder nationalistischen Organisationen überlassen".
Uni Graz arbeitet an Lehramt
Wie die "Presse" berichtete, plant die Regierung, Türkisch als zweite lebende Fremdsprache in den Fächerkanon zu übernehmen. Die Uni Graz arbeitet bereits an der Umsetzung des Lehramts Türkisch, das es österreichweit derzeit an keiner Hochschule gibt. Bis zum Studienjahr 2012/13 solle das neue Studium stehen.
(beba)