MQ: Kein Geld für Facebook-Fans

Kein Geld fuer FacebookFans
Kein Geld fuer FacebookFans(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Aufruhr in der Internet-Community: Ein Student betrieb die Facebook-Fanseite für das Museumsquartier Wien. Das MQ übernahm die Seite und wird jetzt von den Usern angegriffen.

Streit um die Facebook-Seite des Museumsquartiers (MQ) Wien: Mit 1. April hatte das MQ die von Helmuth Lammer gegründete Fan-Page ohne dessen Einverständnis übernommen - samt über 25.000 Fans. Als Aufwandsersatz sollte der Student, der die Seite vor zwei Jahren ins Leben rief, zwei Jahreskarten und ein "Goodie Pack" erhalten. Der Privatmann legte seinerseits ein Angebot vor: "Rechnen Sie doch 25 Karten (für alle 1000 Fans eine, je im Wert von EUR 75,00) ergibt 1875,00", schreibt Lammer in einer Mail, die vom MQ veröffentlicht wurde. Seit Freitag betreibt das MQ durch Unterstützung von Facebook die Fanseite. Eine Mail Lammers, in der er schrieb "Ich meld mich die Tage noch, an wen die Karten ausgestellt werden sollen", wertete das MQ als Einigung. Womit man offenbar nicht rechnete: Lammer schickte am Freitag eine Presseaussendung aus, in der er den Fall öffentlich machte und das Vorgehen des Museumsquartiers heftig kritisierte.

Warum lehnte das MQ das Angebot des Studenten für immerhin zwei Jahre Arbeit ab? "Es verstößt grundsätzlich gegen die Facebook-Richtlinien, Geld für Fans zu verlangen", erklärt die Social-Media-Beauftragte des MQ, Alina Lauchart, gegenüber DiePresse.com. Außerdem: "Die Marke MQ hat die User angezogen."

Lammer: "Es hieß, ich soll warten"

Das erfuhr Lammer aber nicht: "Ich habe keine Antwort gekriegt", erzählt der Student im Gespräch mit DiePresse.com. "Es hieß, die Zuständige ist im Urlaub und ich soll warten." Er wollte das MQ keinesfalls erpressen, "wenn sie zurückgeschrieben hätten, dass das nicht geht, hätte ich auch nichts gemacht." Seit Freitag hat er keinerlei Zugriff mehr auf die Fanseite. "Ich hätte gerne gehabt, dass man darüber redet", sagt Lammer.

Von Anfang an scheint die Kommunikation alles andere als gut verlaufen zu sein. Das MQ hat am 23. März Kontakt zu Lammer aufgenommen - über ein Posting auf der MQ-Facebook-Seite. Der Name des Studenten sei in den Kontaktdaten nirgends ersichtlich gewesen. "Wir wussten nicht, wer er ist", so Lauchart. Kommuniziert hat man ausschließlich per Mail. Ein Treffen hat es bis heute nicht gegeben.

Ausgeschaut wie eine offizielle Seite

Zeitgleich mit der ersten Kontaktaufnahme beantragte das MQ bei Facebook selbst die Zusammenlegung von Lammers MQ-Fanseite mit der des Museumsquartiers. Von der "Übernahme" war man offenbar selbst überrascht: "Wir haben von Facebook die Info bekommen, dass das dauert", so Lauchart. Doch die Social-Media-Seite agierte schneller als erwartet.

Rechtmäßig war die Zusammenlegung offenbar. "Nach außen hin hat die Seite so ausgeschaut wie eine offizielle Seite", so Lauchart. Indem er im Namen des MuseumsQuartiers die Seite betrieb, verstieß der Student nämlich gegen die Facebook-Richtlinien. Demnach darf man als Fan zwar eine Gruppe, aber keine Fanseite für eine Organisation, einen Prominenten etc. erstellen. "2009 ist das noch nicht drin gestanden, dass man das Museumsquartier sein muss, um eine Fanpage zu machen", sagt Lammer. "Ich habe nicht gewusst, dass man das kennzeichnen muss."

Zensur in den Postings?

Schützenhilfe bekommt Lammer ungefragterweise von den Usern: Sie verurteilen in Postings die Vorgehensweise des MQ - und beschweren sich über Zensur auf der MQ-Pinnwand. Postings würden gelöscht, User blockiert, heißt es.

Das stimme, sagt die Social-Media-Beauftragte. Diese "Zensur" betreffe Postings mit unbegründeten Aussagen und Verdächtigungen, wenn sie Mitarbeiter oder andere User sehr persönlich angreifen, erklärt Lauchart. "Wir haben uns vorbehalten, solche Postings zu löschen." Die Pinnwand werde man offen lassen, aber "wir wollen eine faire und konstruktive Kommunikation." Heute, Montag, habe sie lediglich ein Posting gelöscht, am Sonntag wurden aber gleich mehrere User gesperrt.

Insgesamt scheint der Skandal der MQ-Facebook-Seite jedenfalls durchaus zu nutzen: Sie zählt am Montagnachmittag um fast 300 Fans mehr als zu dem Zeitpunkt, da sie von Lammer ohne dessen Einverständnis übernommen wurde.

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