ORF-Wahl: Generaldirektor Wrabetz kandidiert

ORFWahl Generaldirektor Wrabetz kandidiert
ORFWahl Generaldirektor Wrabetz kandidiert(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Der amtierende Generaldirektor hat am Dienstag seine Wiederkandidatur für die ORF-Wahl am 9. August bekannt gegeben. Der viel kritisierte ORF-Chef gilt als Favorit. Die Wiederwahl schaffte bisher nur ein Intendant.

Der amtierende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat heute Vormittag in einer Pressekonferenz und einem Mail an seine Mitarbeiter seine Wiederkandidatur für die Wahl des ORF-Generaldirektors am 9. August bekannt gegeben. Gerechnet hatte man damit, dass Wrabetz noch die Führungskräfte-Klausur am Mittwoch abwarten würde.

"Nachdem der Barack Obama sich jetzt auch klar deklariert hat, habe ich entschlossen, mich klar zu positionieren, was meine Überlegungen für die zweite Amtsperiode sind", scherzte er bei der Pressekonferenz im ORF-Zentrum. An eine Wiederwahl glaube er, so Wrabetz. "Ich deklariere mich jetzt, stehe zur Verfügung und möchte mich auch an der Zukunftsdiskussion beteiligen."

Hofft auf Unterstützung der Mitarbeiter

"Der Österreichische Rundfunk muss ein 'Rundfunk der Gesellschaft' sein, hat Programm für alle zu machen, hat sich durch Kompetenz und Qualität auszuzeichnen, durch Kreativität und Innovation, durch Unabhängigkeit und Objektivität", schreibt der ORF-Chef in dem Mail, das  DiePresse.com vorliegt. "Das möchte ich weiterhin garantieren, deshalb trete ich für eine weitere Funktionsperiode als Generaldirektor des ORF an und untersuche (sic!) um Ihre Unterstützung auf dem weiteren Weg."

In der Pressekonferenz verwies Wrabetz auf die positiven Unternehmenskennzahlen und die gestiegenen Marktanteile im Fernsehen. Die Sparmaßnahmen im ORF seien zu etwa 80 Prozent umgesetzt, die letzten 20 Prozent müssten in den kommenden zwei Jahren geschafft werden, so Wrabetz. Nach dem Korrespondentenbüro in Istanbul werde man "ein, zwei weitere Standorte" in den kommenden Jahren eröffnen und eine Dokumentationsleiste "zu Themen der Zeit" etablieren.

Standortfrage und neuer Mittwochabend

Dennoch seien zahlreiche Vorhaben noch offen und es gelte, Bestehendes zu verteidigen. Als neue Vorhaben kündigte er etwa ein Frühstücksfernsehen und den neuen Mittwochabend an. Einer allfälligen Filetierung des ORF müsse auch weiter entgegengesteuert werden.

"Die unbeantwortete Standortfrage müsse bis kommendes Jahr gelöst werden, sagte er. Danach würden die Nachinvestitionen im ORF-Zentrum "so groß, dass, wenn man sie trifft, eine andere Entscheidung nicht mehr möglich ist".

Amon und Grasl in Wrabetz' Team?

Über die neuen Strukturen der künftigen Geschäftsführung, die ja nur mehr aus vier statt sechs Direktoren bestehen wird, will Wrabetz bis zum Juni nachdenken und seinen Entschluss dann mitteilen. Auch ein Team könnte dann schon vorgestellt werden. Mit Radiodirektor Karl Amon und Finanzdirektor Richard Grasl laufe es "sehr gut".

Braucht 18 Stimmen im Stiftungsrat

Wrabetz ist seit 2006 ORF-Generaldirektor, als er Monika Lindner in einem spektakulären politischen Manöver ausbootete und gegen die regierende ÖVP-Mehrheit im ORF-Stiftungsrat eine "Regenbogenkoalition" aus SPÖ, FPÖ, BZÖ sowie Grünen zuwege brachte.

Für eine Wiederwahl braucht Wrabetz mindestens 18 Stimmen im 35-köpfigen ORF-Stiftungsrat. Wie sich diese Mehrheit im Detail zusammensetzen soll, ist bis dato noch offen. Aus heutiger Sicht sieht es gut für den ORF-Chef aus. Zuletzt schaffte Wrabetz diese Hürde bei einigen wichtigen Abstimmungen zu ORF-Fragen.

"Vom Super-Alex zum SP-Alex"

Derzeit kann Wrabetz auf die Unterstützung der SPÖ-Vertreter im obersten ORF-Gremium zählen - seit 2010 ist der rote "Freundeskreis" mit 15 Stimmen die dominierende Fraktion.

Die ÖVP, die mit zwölf Gremienmitgliedern den zweitgrößten "Freundeskreis" stellt, hat sich bisher gegen eine Wiederwahl von Wrabetz positioniert. "Vom Super-Alex zum SP-Alex. Für seine Wiederwahl spricht die SPÖ, die Fakten sprechen eine andere Sprache", kommentierte etwa Franz Medwenitsch, Leiter des ÖVP-"Freundeskreises", gegenüber "Die Presse" Wrabetz Ankündigung.

Eine Ausnahme gibt es offenbar: Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) lobte Wrabetz mehrmals öffentlich, eine Wahlempfehlung sprach er aber bisher nicht aus.

Die Chefs

Die Generalintendanten und - so die Bezeichnung seit 2001 - Generaldirektoren des ORF.

1960–1967: Josef Scheidl
1967–1974: Gerd Bacher
1974–1978: Otto Oberhammer
1978–1986: Gerd Bacher
1986–1990: Thaddäus Podgorski
1990–1994: Gerd Bacher
1994–1998: Gerhard Zeiler
1998–2001: Gerhard Weis
2002–2006: Monika Lindner
seit 2007: Alexander Wrabetz

Nur Bachler wurde zwei Mal gewählt

Eine Wiederwahl als ORF-General hatte bisher nur der legendäre Gerd Bacher geschafft.

Die größte Gefahr droht ihm aus den eigenen Reihen. Der ebenfalls von der SPÖ forcierte Radiodirektor Karl Amon will sich zwar nicht gegen Wrabetz aufstellen lassen, könnte aber in letzter Minute immer noch als Kompromisskandidat zu Generalsehren kommen.

Finanzdirektor Richard Grasl, der auf ÖVP-Wunsch vom Landesstudio Niederösterreich auf den Küniglberg kam, wird als möglicher bürgerlicher Kandidat gehandelt. Mit Gerhard Zeiler, seines Zeichens ehemaliger ORF-Generalintendant und erfolgreicher RTL-Boss, steht ein weiterer möglicher Kandidat für Spekulationen bereit.

Höchsten Außenseiterchancen hat  die frühere ORF-Moderatorin und EU-Parlamentarierin Karin Resetarits, die sich bereits beworben hat.

Zur Person

Der dreifache Vater Alexander Wrabetz, der mit einer Ärztin verheiratet ist, wurde am 21. März 1960 in Wien geboren.

Seine Karriere startete er zunächst im Bankenbereich. Von 1987 bis 1992 war Wrabetz als Assistent des Vorstands der Österreichischen Industrieholding AG für Hugo Michael Sekyra tätig, 1992 zog er als Geschäftsführer in das ÖIAG-Handelshaus Intertrading ein, von dort wechselte er als Vorstand zur ÖIAG-Tochter Vamed. Darüber hinaus übernahm er diverse Aufsichtsratsfunktionen innerhalb der ÖIAG und war auch Mitglied des ORF-Kuratoriums, das inzwischen Stiftungsrat heißt, bevor er 1998 von Generalintendant Gerhard Weis als Kaufmännischer Direktor in den ORF geholt wurde.

Wrabetz' politische Gesinnung ist kein Geheimnis: Er war Bundesvorsitzender der SPÖ-Studentenorganisation VSStÖ und organisierte 1983 den erfolgreichen Vorzugsstimmen-Wahlkampf für den heutigen SPÖ-Mediensprecher Josef Cap. Ursprünglich stammt der promovierte Jurist aus einem freiheitlichen Elternhaus.

(Red./APA)

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