Wozu noch FDP?

Deutschlands Liberale sind auf dem besten Weg zur Nichtregierungsorganisation.

Der Problembär ist erlegt, nun wird alles gut. Zumindest drängt sich durch die Art und Weise, mit der die FDP ihren Chef Guido Westerwelle seit Monaten öffentlich demontiert hat, der Eindruck auf, er sei das einzige wirkliche Problem der nun auch bei Wahlen abgestürzten Partei. Ja, genau jener Westerwelle, der die FDP noch vor eineinhalb Jahren zum beispiellosen Wahlerfolg von 15 Prozent geführt hat.

Wenn das Personalkarussell wieder zur Ruhe gekommen ist, wird sich die Partei ihren wahren Problemen stellen müssen. Die lassen sich verkürzt auf den Nenner bringen: Wozu noch FDP?

Wo ist in der einstigen Wirtschaftspartei noch Wirtschaftskompetenz, die mehr zu bieten hat als den Ruf nach Steuersenkungen? Wo sind die intellektuellen Köpfe, für die Liberalismus mehr ist als ein schickes Etikett? Gibt es in der Partei Hans-Dietrich Genschers noch außenpolitischen Weitblick, der über den nächsten Wahltag hinausreicht?

Wer derzeit Gründe sucht, FDP zu wählen, hat es nicht leicht. Findet die Partei nicht zu ihren Kernkompetenzen zurück, droht sie flächendeckend zur Nichtregierungsorganisation zu werden. Es komme bei einem Regattaboot nicht nur auf den Steuermann an, sagte Generalsekretär Lindner am Montag. Schon richtig. Doch von Regatta kann derzeit ohnehin keine Rede sein. Die FDP muss sich vielmehr fragen, ob sie überhaupt noch seetüchtig ist.

helmar.dumbs@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentare

Sag' zu Guido leise Danke

Der Überlebenskampf der FDP verdeckt den Blick auf die ernste Lage der Kanzlerpartei.
Westerwelle-Rücktritt: Rösler soll FDP aus Krise führen
Außenpolitik

Westerwelle-Rücktritt: Rösler soll FDP aus Krise führen

Der FDP-Gesundheitsminister wird für den Parteivorsitz kandidieren. Das hat er am Dienstag nach Absprache mit dem Parteipräsidium entschieden.
Außenpolitik

Deutschland: Liberale basteln an Personalrochaden

Die Vorentscheidung über den neuen Parteichef soll am Dienstag fallen. Westerwelle ist bereit, auf den Posten des Vizekanzlers zu verzichten. Es könnte allerdings auch zu Änderungen bei den Ministerposten kommen.
FDP-Wahlparty in Berlin
Außenpolitik

FDP: Tritt Rösler Westerwelles Nachfolge an?

Der deutsche Gesundheitsminister Rösler dürfte von Westerwelle den FDP-Parteivorsitz und das Vizekanzler-Amt übernehmen. Westerwelle steht 2013 auch nicht mehr als Spitzenkandidat zur Verfügung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.