Der „dritte Mann“ der Wiener Oper

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Für 2011/12 bringt Intendant Roland Geyer 26 Werke im Theater an der Wien zur Aufführung. Man könne „beinah schon von einem Repertoirebetrieb sprechen“, meint er selbst.

Mit 97,5 Prozent schafft das Theater an der Wien beinahe eine so hohe Auslastung, wie sie derzeit in der Staatsoper erreicht wird. Thomas Drozda, geschäftsführender Direktor der Vereinigten Bühnen Wien, freut sich über eine Steigerung gegenüber dem ohnehin im internationalen Vergleich bemerkenswerten Vorjahreshoch von 96,4Prozent. Wiens Musiktheater boomt offenbar. Und das „dritte Haus“ an der Wien mit seinem Stagione-Betrieb sorgt für eine wichtige Farbe im bunten Spielplanmix.

Entsprechend gut gelaunt kann der Intendant des Theaters an der Wien seine kommende Saison vorstellen. „Innovationsfreude und Fortschritt“ heftet Roland Geyer– bis 2016 im Amt und auf Gerüchte, er werde nach Bregenz wechseln, nicht anzusprechen – auf seine Fahnen. Doch dominieren jenseits von Novitäten nach wie vor Barockopern den Spielplan. Der zuletzt umjubelte Countertenor Bejun Mehta ist ebenso mit von der Partie wie die schwedische Mezzosopranistin Malena Ernman. Beinah könnte man meinen, es kristallisiere sich da so etwas wie ein „Ensemble“ des Hauses heraus. Tatsächlich spielt man 2011/12 an der Wien 26 verschiedene Werke – „beinah könnte man schon von einem Repertoirebetrieb sprechen“, meint der Intendant.

Nebst drei Barockstücken und drei Uraufführungen tritt man „eine Reise durch das 19.Jahrhundert“ (Geyer) an und stellt zwölf Stücke (Vivaldi, Purcell, Aperghis, Weill und Dvořák sowie von Händel „Jephtha“, „Julius Caesar“, „Deidamia“, „Ariodante“ und „Theodora“) konzertant vor.

Jahr für Jahr möchte Geyer ab sofort ein spezielles „Eröffnungsspektakel“ zum Saisonbeginn ausrichten. Diesmal Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ und Schönbergs „Pierrot“ mit Tobias Moretti, Michael Maertens und Karl Markovics, am 13.September.

Start mit einem Psychoschocker

Tags darauf hat Benjamin Brittens Psychokrimi „The Turn of the Screw“ unter der Leitung von Cornelius Meister Premiere (Regie: Robert Carsen). Es folgen Händels „Xerxes“ (Spinosi/Adrian Noble) mit Bejun Mehta, der auch die Titelpartie in Glucks „Telemaco“ (Jacobs/Torsten Fischer – Februar 2012) singen wird. Mit Claudio Monteverdis „Orfeo“ (Ivor Bolton/Claus Guth) beginnt eine Monteverdi-Trilogie, die 2015 vollendet sein soll.

Aus dem Zeitalter der Romantik findet sich als spezielles Projekt ein erneuter Versuch der Rekonstruktion des Originals von Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ – mit der „Medea“ der Wiener Staatsoper, Marlies Petersen, in den vier Frauenrollen an der Seite von Kurt Streit. Diese Produktion wird im Juli wiederholt. Das Theater an der Wien bietet ein Sommerprogramm. Auch im August ist Petersen zu hören und zwar in Rossinis „La Donna del Lago“.

Kirill Petrenko kehrt ans Dirigentenpult zurück für eine Produktion der beiden Operneinakter „Iolanthe“ von Tschaikowsky und „Francesca da Rimini“ von Rachmaninow (Jänner). Marc Minkowski dirigiert im April Ambroise Thomas' „Hamlet“ (mit Stéphane Degout und Christine Schäfer).

Die Uraufführung von Lera Auerbachs „Gogol“ (einer biografischen Oper über den russischen Nationaldichter) dirigiert Wladimir Fedosejew am 5.November 2011.

Im „Hölle“ genannten Pausenraum des Theaters erleben „Miniaturopern“ (unter anderem „Papagenono, eine Ausflucht“ von Johanna Doderer) ihre Uraufführung, außerdem werden Hans-Jürgen von Boses „Kafka-Fragmente“ gezeigt. sin

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2011)

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