Kritiker in der Kritik

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Hannes Jarolim wettert gerne gegen Missstände in der Justiz. Nun muss sich der SPÖ-Politiker selbst rechtfertigen.

Porträt des Tages

Eigentlich wirkt Hannes Jarolim so, wie man sich einen Juristen vorstellt: seriös, aber ohne große Emotionen. In den vergangenen Jahren wurde Jarolim aber mehrfach laut, wenn er als SPÖ-Justizsprecher Missstände im österreichischen Rechtssystem anprangerte. Und laut wird es nun auch um Jarolim selbst: Die ihm vorgeworfene Vermischung seiner politischen Tätigkeit mit seinem Anwaltsberuf lassen den SPÖ-Politiker im schiefen Licht erscheinen.

In die SPÖ trat der 1954 geborene Jarolim erst 1991, also vergleichsweise spät, ein. Der Wiener stammt aber aus einer klassischen Arbeiterfamilie. Sein Jus-Studium musste sich Jarolim durch Arbeit bei der Post und auf dem Rohrbau selbst finanzieren. Seine berufliche Karriere führte den Wiener zur AUA, deren Rechtsabteilung er leitete. Auch heute, als selbstständiger Anwalt, vertritt er das Flugunternehmen. Ins Parlament zog Jarolim erstmals 1994 ein, seit 1998 fungiert er als Justizsprecher seiner Partei. An Ministerämtern zeigte sich Jarolim nie interessiert, zumal er dafür seine Anwaltstätigkeit hätte aufgeben müssen. Zu Zeiten der schwarz-blauen Regierung stellte Jarolim aber eine Art Gegenprogramm seiner Partei für den Justizbereich vor.

Der jetzige Lärm um ihn dürfte dem Sektionsleiter der SPÖ Wien Leopoldstadt insofern nichts ausmachen, als er auch privat gerne lauter unterwegs ist. Zu seinen Hobbys gehört das Spielen der Konzertgitarre. Überdies gilt der verheiratete Vater zweier Kinder als Motorradfan. Jarolim war sogar jahrelang Präsident der „Red Biker“. Daraus machte er freilich nie ein Geheimnis und „lobbyierte“ offen für Biker-Interessen: So setzte sich Jarolim dafür ein, dass Busspuren für Motorräder freigegeben werden. aich

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2011)


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