Elfenbeinküste: Massakervorwürfe gegen Ouattaras Kämpfer

Massakervorwuerfe gegen Ouattaras Kaempfer
Massakervorwuerfe gegen Ouattaras Kaempfer(c) REUTERS (STR)
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Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft den Truppen des Wahlsiegers Alassane Ouattara Massaker und Massenvergewaltigungen vor. Es wird eine verheerende Welle der Gewalt befürchtet.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat den Truppen des international anerkannten ivorischen Präsidenten Alassane Ouattara Massaker und Vergewaltigungen an hunderten Menschen vorgeworfen. Bei ihrem Vormarsch durch den Westen des westafrikanischen Landes Ende März hätten die Kämpfer vermeintliche Anhänger des abgewählten, jedoch an seinem Amt festhaltenden Präsidenten Laurent Gbagbo wahllos umgebracht, berichtete die Menschenrechtsorganisation am Samstag unter Berufung auf Augenzeugen. Frauen seien vielfach vergewaltigt worden. Es habe aber auch Berichte über die Tötung von über hundert Männern, Frauen und Kindern durch Truppen Gbagbos gegeben.

"Um die tragischen Ereignisse in Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) zu verstehen, dürfen keine Unterschiede gemacht werden zwischen Norden und Süden, zwischen Anhängern Gbagbos oder Ouattaras", sagte HRW-Afrika-Direktor Daniel Bekele. "Unglücklicherweise gibt es auf beiden Seiten Vertreter, die vor der Würde des menschlichen Lebens nur wenig Achtung zeigen".

Ganze Ortschaften niedergebrannt

Ganze Ortschaften seien von Ouattara-Kämpfern niedergebrannt worden, schrieb die Organisation in ihrem Bericht. Für dessen Erstellung hatte HRW nach eigenen Angaben mehr als 140 Zeugen und Angehörige von Opfern entlang der Grenze zwischen der Elfenbeinküste und Liberia sowie in den westlichen Städten Duékoué, Guiglo und Blolequin befragt.

Für die Morde verantwortlich waren laut HRW die aus ehemaligen Rebellen bestehenden "Republikanischen Kräfte" Ouattaras und dessen Regierungschefs Guillaume Soro. Viele ihrer Opfer hätten der Volksgruppe der Guéré angehört, die bei den Wahlen im vergangenen November mehrheitlich Gbagbo unterstützt hätten.

In Blolequin habe es dagegen nach den Augenzeugenberichten ein Massaker an hundert Männern, Frauen und Kindern aus dem Norden des Landes durch Anhänger Gbagbos am 28. März gegeben, hieß es in dem Bericht. Einen Tag später seien zehn Menschen aus dem Norden und angrenzenden Staaten in Guiglo getötet und acht Menschen aus Togo außerhalb von Blolequin ermordet worden.

Massentötungen und extreme Gewalt

Auch die Brüsseler "International Crisis Group" sprach von "Massentötungen und extremer Gewalt": "Das Unvorstellbare breitet sich vor unseren Augen aus." Die Weltgemeinschaft müsse "sofort, mutig und effektiv handeln. Es seien eine dramatische Eskalation des Bürgerkrieges und verheerende Wellen der Gewalt zu befürchten.

EU hebt Sanktionen teilweise auf

Die Europäische Union hat einen Teil ihrer Sanktionen gegen Côte d'Ivoir aufgehoben. Damit sollten die "legitimen Behörden" der Regierung des gewählten Präsidenten Alassane Ouattara gestärkt werden, heißt es in einer Mitteilung des Ministerrates in Brüssel. Die Häfen von Abidjan und San Pedro, eine Raffinerie und die Behörde für den Kakaoexport wurden von einer Liste von Unternehmen gestrichen, deren Vermögen in der EU bisher eingefroren waren.

(Ag.)

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