Lampedusa: Behörden befürchten Revolten

In den letzten Stunden erreichten weitere 700 Migranten Lampedusa.
In den letzten Stunden erreichten weitere 700 Migranten Lampedusa.(c) EPA (ETTORE FERRARI)
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Das Auffanglager auf der italienischen Insel ist wieder überfüllt. Italien startet mit der Abschiebung tunesischer Einwanderer.

Das Auffanglager auf Lampedusa ist wieder überfüllt. Etwa 1000 Einwanderer befinden sich auf der italienischen Insel. Seit Sonntagabend sind etwa 700 weitere Migranten hinuzgekommen, berichtete die italienische Küstenwache. Zugleich startet Italien mit der Rückführung hunderter Migranten nach Tunesien, wie das Abkommen mit den tunesischen Behörden zur Bekämpfung der illegalen Migration vorsieht. Zwei Maschinen starten am Montag direkt aus Lampedusa, um etwa 120 Einwanderer nach Tunesien zurückzufliegen.

Die Behörden auf Lampedusa befürchten Revolten unter den Migranten, die heimgeführt werden müssen. Daher wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Schon am Sonntag war es zu Migrantenprotesten gekommen. Etwa 20 Ausländer hatten sich selbst verletzt, um nicht heimgeführt zu werden.

Befristetes Visum zu "humanitären" Zwecken

Inzwischen haben die ersten Flüchtlinge ein befristetes Visum erhalten, mit dem sie in alle Länder des Schengen-Raums reisen können. Es handle sich um befristete Aufenthaltsgenehmigungen zu "humanitären" Zwecken, sagte Innenminister Roberto Maroni. "Die meisten Einwanderer wollen zu Freunden und Verwandten in Frankreich oder anderen europäischen Ländern", erklärte der Minister.

Das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) appelliert an die EU-Staaten, politische Flüchtlinge aus Nordafrika aufzunehmen. Die meisten Flüchtlinge, die jetzt nach Europa gekommen sind, seien junge Männer, die einfach die Gunst der Stunde nützen und versuchen, in Europa Arbeit zu bekommen, sagte UNHCR-Sprecherin Melitta Hummel-Sunjic am Montag im Ö1-Morgenjournal des ORF-Radios.

Vergleichsweise wenige von ihnen seien politische Flüchtlinge: In Libyen seien es 8000 bis 10.000 Menschen, etwa aus Somalia und Eritrea, die jetzt zum zweiten Mal flüchten. "Und für diese Leute bitten wir als UNHCR um Aufnahme. Die haben eine solche Odyssee hinter sich, da kann Europa nicht wegschauen", so Melitta Hummel-Sunjic.

(Ag.)

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