Rapid feuert Pacult: „Wir hatten gar keine andere Wahl“

Peter Pacult
Peter Pacult(c) REUTERS (Robert Zolles)
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Rapid feuert Trainer Peter Pacult fristlos, Präsident und Präsidium sprechen von einem massiven Vertrauensbruch. Zoran Barisic soll als Interimstrainer retten, was noch zu retten ist.

[WIEN] In den frühen Morgenstunden war das Arbeitsverhältnis von Peter Pacult und dem SK Rapid für beendet erklärt worden, das Training am Vormittag wurde kurzerhand abgesagt. Um 15.30 Uhr baten die Hütteldorfer dann zu einer Pressekonferenz, um zu den Vorgängen der vergangenen Tage Stellung zu nehmen. Präsident Rudolf Edlingers erster Weg galt der Mannschaft, die in der Kabine wartete, dann schritt er vor der versammelten Presse. „Wir haben, wie Sie bereits wissen, das Dienstverhältnis mit Peter Pacult aufgelöst. Und zwar fristlos."

Barisic übernimmt bis zum Sommer

Bis Saisonende ist Zoran Barisic der Verantwortliche auf der Trainerbank. Er soll retten, was in den letzten acht Runden noch zu retten ist. Vor zwei Jahren war er in den Sommermonaten von Pacult als Assistent in die Wüste geschickt worden, jetzt setzt der Klub vollstes Vertrauen in ihn. „Es ist eine große Ehre für mich", behauptet Barisic. „Und ich bin dem Präsidenten und dem gesamten Präsidium sehr dankbar." Der ehemalige Freistoß-König darf sich beweisen, Ziel ist und bleibt trotz mieser Ausgangslage ein europäischer Bewerb. „Ich bin dem Verein verpflichtet", sagt Barisic. „Das Wiedersehen mit der Mannschaft war sehr emotional." Zuletzt hat sich der ehemalige Rapid-Spieler im grünweißen Nachwuchs verdient gemacht, die Feuertaufe als Cheftrainer erlebt er am Samstag in Innsbruck.

Präsident Edlinger, dem im gleißenden Scheinwerferlicht die Schweißperlen auf der Stirn standen, kehrte zurück zum entlassenen Pacult. „Es ist zu einem massiven Vertrauensbruch zwischen der Klubleitung und dem Trainer gekommen. Noch am Samstag hat Peter Pacult klar zum Ausdruck gebracht, dass an den Gerüchten mit Red Bull (Leipzig) nichts dran sei. Daraufhin haben wir am Sonntag eine Aussendung gemacht, dass die Angelegenheit für uns erledigt ist."

Die Reaktion von Pacult war es aber dann, die den Präsidenten zum Umdenken bewogen hat. Der Trainer legte wert auf die Feststellung, dass er sich mit dem Inhalt der Rapid-Aussendung nicht anschließen kann. „Das war für mich die Bestätigung, dass es Gespräche mit Red Bull gegeben haben muss", sagt Edlinger. „Eine andere Möglichkeit gibt es nicht." Der Rapid-Präsident versuchte daraufhin Kontakt mit Peter Pacult aufzunehmen - vergeblich. „Er hat mich bis zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht zurückgerufen."

Peter Pacult ist am Montag in der Früh - zum Unterschied zu seinem Trainerstab - nicht zum Training erschienen. Der Verein hat ihm die Kündigung per Mail mitgeteilt, ein eingeschriebener Brief ist unterwegs. „Eine gedeihliche Arbeit ist nicht mehr möglich", unterstreicht Edlinger. „Wir befinden uns in einer schwierigen Phase, wir wollen im Cup weiterkommen. Da ist die volle Konzentration für den SK Rapid erforderlich." Der Trainer aber hat den Verein hintergangen. „Ich habe kein Vertrauen mehr in diese Person, Pacult war nicht mehr tragbar. Das Verhältnis wurde massiv erschüttert."

Rudolf Edlinger fragt sich, warum Pacult nicht zu ihm gekommen sei. Und erinnert an die Situation, als Josef Hickersberger zum ÖFB wechseln wollte. „Wir legen niemandem etwas in den Weg. Aber diese Vorgangsweise jetzt, die ist unmöglich. Darüber kann man nicht hinwegsehen. Das ist doch alles eine Frage des Stils. Uns ist als Verein nichts anderes übrig geblieben."

Um Ablöse umgefallen

Edlinger erinnerte daran, dass in der Pacult-Ära auch Erfolge gefeiert wurden. „Ich werfe ihm nichts nach!", stellte der Präsident klar. Mit der fristlosen Kündigung hat Peter Pacult sein Ziel erreicht, Rapid kann keine „Ablöse" mehr geltend machen.

Auf einen Blick

Peter Pacult war vom 4. September 2006 bis 11. April 2011 Rapid-Trainer.

Er gewann 2008 den Meistertitel und führte die Hütteldorfer zweimal in die Gruppenphase der Europa-League (2009, 2010).

Als mögliche Nachfolger werden Carsten Jancker, Didi Kühbauer und Peter Schöttel gehandelt.

("Die Presse", Printausgabe vom 12. April)

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