Intercell-Aktie stürzt erneut ab

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Nach einem Rückschlag im Dezember gibt es nun erneut schlechte Nachrichten. Der Impfstoffentwickler muss eine Studie aussetzen. Das Intercell-Papier verlor knapp 27 Prozent an Wert.

[Wien/nst] Und es passiert schon wieder: Intercell veröffentlicht eine Meldung, und der Aktienkurs bricht ein. Das war im Dezember des Vorjahres so. Wie auch gestern, Montag.

Die Wiener Biotechnologiefirma gab bekannt, dass ein unabhängiges Expertenkomitee in den USA namens Data Monitoring Committee (DMC) die Aussetzung einer laufenden Studie empfohlen habe. Konkret dürfen für die Forschung an einem Impfstoff gegen die Krankenhausinfektion Staphylococcus aureus (S. aureus) vorläufig keine weiteren Testpersonen mehr rekrutiert werden. Die Unternehmen Merck (USA) und Intercell, beide arbeiten gemeinsam an diesem Produkt, müssten zuerst ein Nutzen-Risiko-Profil erstellen.

Den Aktionären gefiel die Nachricht nicht. Das Intercell-Papier verlor rund 28 Prozent an Wert. Der Kurs von derzeit knapp sechs Euro liegt damit nicht einmal um einen Euro über dem Ausgabewert von 2005, der 5,50 Euro betragen hatte.

S. aureus ist ein Impfstoff gegen Krankenhausinfektionen. Viele der Bakterienstämme sind gegen einige Antibiotika resistent. Dem Produkt werden unter anderem deswegen jährlich Spitzenumsätze von mehr als einer Mrd. Dollar zugetraut.

„Wir wissen nicht, warum die Studie ausgesetzt wurde“, sagt Intercell-Chef Gerd Zettlmeissl nun im Gespräch mit der „Presse“. Auch Merck wisse nicht mehr, sagt Zettlmeissl weiter.

Rückschläge passieren


Der US-Pharmariese führt die klinische Gesamtstudie durch und trägt deren Kosten, den Impfstoff aber hat das Wiener Biotechunternehmen erfunden.

Wann nun erste Ergebnisse veröffentlicht werden, sei unklar. Das Produkt habe nach wie vor Möglichkeiten, in den Markt zu kommen. Daran habe sich auch jetzt nichts geändert, sagt Zettlmeissl. Im Gegenteil: In Bezug auf die Wirksamkeit des Impfstoffes hätte man positive Signale erhalten. Der Plan sei daher weiterhin, S. aureus in den Jahren 2013/2014 zur Zulassung zu bringen.

Bevor ein Medikament oder ein Impfstoff auf den Markt kommt, muss ein Arzneimittel drei klinische Phasen durchlaufen. S. aureus befindet sich derzeit in der Phase II/III. Bei der Entwicklung von Medikamenten kommt es immer wieder, auch in späten klinischen Phasen, zu Rückschlägen. Das betrifft sowohl Biotechfirmen, aber auch große Pharmakonzerne. Erst im Herbst des Vorjahres hatte etwa das deutsche Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim die Entwicklung an seiner Lustpille für Frauen eingestellt, weil sich ein Expertenausschuss der US-Zulassungsbehörde gegen die Einführung ausgesprochen hatte.

Der deutsche Merck-Konzern mit Sitz in Darmstadt war zuletzt mit einem Mittel gegen multiple Sklerose an der europäischen und an der US-Zulassungsbehörde gescheitert.

(c) DiePresse

Aktie im 52-Wochen-Tief

Pharmakonzerne haben jedoch den Vorteil, Rückschläge leichter verkraften zu können. Dies liegt nicht zuletzt an der Größe der Unternehmen, wie auch an der Tatsache, dass global agierende Firmen in der Regel breiter aufgestellt sind.

Intercell ist indes eine Biotechfirma, die erst ein Produkt auf dem Markt hat. Deswegen ist ein Rückschlag besonders hart, wie man im Dezember des Vorjahres sehen konnte.

Damals wurde die Entwicklung eines Impfpflasters gegen Reisedurchfall eingestellt. Binnen weniger Stunden verlor die Aktie 40 Prozent ihres Werts. Seit damals hat sich das Papier kaum erholt. Am gestrigen Montag wurde nun gar ein 52-Wochen-Tief erreicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2011)

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