Eine Kuh sollte man haben

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In Teilen Italiens werden Kühe über 80 Jahre alt. Ein Wunder der Natur? In Brüssel würde man mit „Ja!“ antworten.

Glosse

Wir Menschen werden erfreulicherweise immer älter (an dieser Stelle sei der Pharmawirtschaft herzlichst gedankt). Mussten sich unsere Vorfahren noch im besten Alter aus dem irdischen Leben verabschieden, dürfen Neugeborene heute darauf hoffen, weit über 80 Jahre alt zu werden. So alt werden übrigens in einigen Landstrichen Europas auch schon Milchkühe. Das überrascht Sie? Zu Recht, üblicherweise segnen Milchkühe nämlich schon im Alter von zehn Jahren das Zeitliche.

Nicht so in Italien. Zu verdanken ist die „Überalterung“ der Milchkühe weder der Pharmaindustrie noch dem milden Klima. Sondern ausschließlich dem Fördersystem der EU. Die angeblich 80 Jahre alten Kühe gibt es nämlich nicht, findige Bauern haben das Leben ihrer Tiere nur auf dem Papier verlängert, um die Förderungen zu kassieren. Was auch tadellos funktioniert hat.

Darüber könnte man sich jetzt lustig machen. Das wäre aber nicht fair, schließlich diskreditierte man damit das gesamte landwirtschaftliche Förderwesen. Immerhin gibt es ja auch Geld dafür, Flächen nicht zu bewirtschaften. Warum also nicht auch für das Nichtmelken verendeter Kühe? Das System hat freilich noch Lücken. So fehlt noch immer der Investitionszuschuss für den Nichterwerb niemals produzierter Traktoren. Dabei wäre das doch auch ein nachhaltiger Beitrag zur Absenkung der Welttemperatur. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

franz.schellhorn@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2011)

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