Immigranten auf Lampedusa zünden Lager an

ITALY LAMPADUSA MIGRATION
ITALY LAMPADUSA MIGRATION(c) EPA (Ettore Ferrari)
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Nach den ersten Abschiebungen tunesischer Einwanderer kommt es im Auffanglager in Lampedusa zu Tumulten. Ein Brand wurde rasch gelöscht.

Nach den ersten Abschiebungen tunesischer Einwanderer haben Migranten auf der italienischen Insel Lampedusa einen Teil des Aufnahmelagers in Brand gesteckt. Das berichteten italienische Medien am Montag. Auf der Basis eines bilateralen Abkommens mit Tunis hatte Rom am Montag insgesamt 50 Tunesier in ihr Heimatland zurückgeschickt.

Aus Protest gegen die drohende Rückführung seien zunächst zahlreiche der etwa 1000 Immigranten auf das Dach eines der Gebäude des Hauptauffanglagers "Contrada d'Imbriacola" geklettert. Viele hätten lautstark "Liberta, liberta" (Freiheit, Freiheit) gerufen. Trotz der Versuche von Polizei und Lagerpersonal, die Lage zu beruhigen, sei der Protest eskaliert.

Einige Immigranten steckten das zentrale Wohngebäude in Brand. Die Feuerwehr konnte den Brand relativ schnell löschen. Wie groß die Schäden sind, blieb zunächst unklar.

50 Tunesier flüchten

Etwa 50 Tunesiern gelang in dem Durcheinander die Flucht aus dem Zentrum. Einige seien bereits wieder aufgegriffen worden. Andere würden noch von der Polizei gesucht, hieß es.

In dem Lager der südlich Siziliens gelegenen Insel sind derzeit nur Tunesier untergebracht. Flüchtlinge aus Libyen, die einen Antrag auf Asyl stellen können, werden im Moment in der ehemaligen Nato-Basis "Loran" versorgt.

Nach einer am vergangenen Dienstag unterzeichneten tunesisch-italienischen Vereinbarung werden alle neu in Italien eingetroffenen Migranten aus Tunesien direkt zurückgeschickt. Bis dahin waren seit dem Sturz des tunesischen Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali im Jänner über 22.000 Tunesier allein auf Lampedusa angekommen.

Diesen will Italien jetzt Sondervisa ausstellen, mit denen sie auch in andere europäische Länder ausreisen können. Dies führte am Montag zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den EU-Staaten (Mehr: "Flüchtlingswellr: EU zahlt Geld gegen Zuwanderung").

(APA)

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