Elfenbeinküste: Die schwierige Arbeit der Versöhnung

Ouattaras Anhänger feiern die Verhaftung von Laurent Gbagbo.
Ouattaras Anhänger feiern die Verhaftung von Laurent Gbagbo.(c) REUTERS (STAFF)
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Nach der Festnahme seines Rivalen Gbagbo ruft der international anerkannte Präsident Ouattara die Milizen auf, ihre Waffen niederzulegen.

Nach dem Ende des monatelangen Machtkampfs in Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) setzt der international anerkannte Präsident Alassane Ouattara auf die Aussöhnung der tief verfeindeten Lager. In seiner ersten Fernsehansprache nach der Festnahme des abgewählten und entmachteten Präsidenten Laurent Gbagbo, kündigte Ouattara am Montagabend die Bildung einer "Wahrheits- und Versöhnungskommission" an.

Das Gremium solle Vorwürfe untersuchen, nach denen es während des Machtkampfs auf beiden Seiten Gräueltaten an der Zivilbevölkerung gegeben habe, sagte der Präsident. Ouattara rief die Bevölkerung zur Ruhe auf und verlangte von den Milizen, sich jeder Art von Racheakten und Gewalttaten zu enthalten und ihre Waffen niederzulegen. "Ich rufe euch zu Ruhe und Zurückhaltung auf."

Gerichtsverfahren gegen Gbagbo

"Heute eröffnet sich ein weißes Blatt vor uns und gemeinsam werden wir die Geschichte der Versöhnung schreiben", so Ouattara. Er sicherte zu, dass der am Montag festgenommene Gbagbo fair behandelt werde. Es werde ein "Gerichtsverfahren gegen Laurent Gbagbo, seine Frau und ihre Anhänger" eingeleitet werden, sagte Ouattara weiter. Er versicherte, die "physische Integrität" seines Rivalen sei gesichert.


Gbagbo hatte nach seiner Festnahme ebenfalls zu einem Ende der Kämpfe aufgerufen. Er soll nun vor Gericht gestellt werden. In dem monatelangen Bürgerkrieg starben mehr als 1000 Menschen. Der Konflikt hatte sich an der Präsidentschaftswahl Ende November entzündet: Gbagbo weigerte sich beharrlich, Ouattara als Wahlsieger anzuerkennen. In den vergangenen Wochen hatten sich die Kämpfe zwischen beiden Lagern zugespitzt.

Obama dankt der UNO und Frankreich


US-Präsident Barack Obama rief alle Milizen auf, ihre Waffen niederzulegen und eine "repräsentative Armee" anzuerkennen, die unter der Autorität von Präsident Ouattara alle Bürger schütze. Obama dankte der UNO und Frankreich für ihren Einsatz zum Schutz der Zivilisten in Cote d'Ivoire. Es müsse nun umgehend "die schwierige Arbeit der Versöhnung und des Wiederaufbaus" beginnen, sagte Obama.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte, die Festnahme Gbagbos markiere das Ende eines unglücklichen Kapitels, das "niemals hätte existieren dürfen". Er kündigte an, mit Ouattara über eine Zusammenarbeit zur Lösung der Krise zu sprechen. Ban betonte, die UN-Blauhelme hätten gemeinsam mit der französischen "Licorne"-Truppe streng nach dem UN-Mandat zum Schutz der Zivilisten gehandelt.

(Ag.)

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