Gottfried Küssel gilt als graue Eminenz der heimischen Neonazi-Szene.
Porträt des Tages
In den vergangenen Jahren trat Gottfried Küssel (52) in Österreich selten öffentlich in Erscheinung. Zuletzt war er in den Schlagzeilen, als er im Herbst 2010 mit Freunden in einer Bar eine Frau attackiert haben soll. Bei einschlägigen Treffen in Deutschland und Tschechien trat er aber als Redner auf. In der Nacht auf Dienstag wurde er festgenommen.
Der gebürtige Wiener Küssel startete seine rechte Karriere in den frühen 1980er-Jahren als Fußball-Hooligan, er rekrutierte Gleichgesinnte für seine rechtsradikalen Aktivitäten. 1986 gründete er, der sich laut Eigendefinition als „Sozialist“, jedoch nicht als „internationaler“ sondern als „Nationalsozialist“ sieht, die Volkstreue Außerparlamentarische Opposition, kurz Vapo genannt. Sie wurde zur einflussreichsten Neonazi-Organisation Österreichs. Ziel der Vapo sei es unter anderem gewesen, mit legalen Mitteln oder – sollte das nicht möglich sein – mit einem Putsch an die Macht zu gelangen. 1993 wurde Küssel in erster Instanz zu zehn Jahren Haft wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt. Ein Jahr später hob der OGH das Urteil teilweise auf. In der Wiederholungsverhandlung im Oktober 1994 bekam Küssel elf Jahre Gefängnis, wurde aber im Juli 1999 wegen guter Führung bedingt entlassen.
Während der siebeneinhalb Jahre im Gefängnis habe sich Küssel, so dessen damaliger Anwalt, „am Computer“ fortgebildet. Wegen Vorwürfen in Bezug auf die Neonazi-Homepage „alpen-donau.info“ ist er nun wieder in Haft. stög
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2011)