Die Schwellenländer wollen einander künftig Kredite in eigener Währung gewähren. Die BRICS-Staaten bekräftigen damit ihre Kritik an der Dominanz der Leitwährung.
Wien/Sanya/Juk. Die BRICS-Staaten genannten Schwellenländer (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) schießen sich erneut auf den Dollar ein. Sie vereinbarten bei ihrem Treffen am Donnerstag, einander Kredite in ihren eigenen Währungen zu gewähren – also unter Umgehung des US-Dollars. Die BRICS-Staaten bekräftigen damit ihre Kritik an der Dominanz der Leitwährung. Sie verlangen ein breiter aufgestelltes und insofern stabileres System an Reservewährungen.
Die Finanzkrise habe die Schwächen am derzeitigen System, das sich am US-Dollar orientiert, offengelegt, argumentieren Vertreter der Länder. China hat die weltweit größten Reserven in ausländischen Währungen, mit Ende März haben diese mit 3,045 Bio. US-Dollar (2,101 Mrd. Euro) einen neuen Rekord erreicht. Analysten vermuten, dass China die meisten Devisenreserven in US-Dollar hält. Die Inflation in China soll laut Medienberichten im März trotz der straffen Geldpolitik des Landes auf bis zu 5,4 Prozent gestiegen sein. Die offiziellen Zahlen reicht die Regierung am Freitag nach.
BRICS demonstrieren Macht
Durch den Vorstoß signalisieren die stetig selbstbewusster werdenden BRICS, dass sie in der internationalen Finanzpolitik mehr mitreden wollen. „Die Qualität und die Dauer der weltweiten Konjunkturerholung hängen zu einem großen Teil von der Wirtschaftsleistung der BRICS ab“, sagte der indische Ministerpräsident Manmohan Singh. Die BRICS sind vergleichsweise heil durch die Wirtschaftskrise gekommen: Nach Prognosen des IWF wird die Wirtschaft in den Entwicklungs- und Schwellenländern 2011 und 2012 um 6,5 Prozent wachsen, in den Industrieländern um 2,4 und 2,6 Prozent.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2011)