Seit dem August 2010 gibt es mehrere kostspielige Klagen und Gegenklagen zwischen den Kontrahenten. Ein Schiedsgericht in London soll jetzt vermitteln.
Insgesamt ein knappes Dutzend an gegenseitigen Klagen werden die beiden Kontrahenten Atrium European Real Estate und Meinl Bank in einem Paket vor dem Internationalen Schiedsgericht in London abhandeln wollen. Durch das Schiedsgerichtsverfahren könnten die bisher bei unterschiedlichen Gerichten und an unterschiedlichen Orten anhängigen Verfahren effizienter, schneller und auch deutlich kostengünstiger beendet werden.
Die Meinl Bank geht davon aus, dass der gemeinsame Gang mit dem Kontrahenten Atrium European Real Estate vor ein Londoner Schiedsgericht zu einer "deutlichen Beruhigung der Situation" bei den gegenseitigen Klagen führen wird, wie der Sprecher der Bank erklärte. Bis Anfang Mai habe man Zeit zu überlegen, ob auch die 1,2 Milliarden Euro schwere "Jersey"-Klage ebenfalls in das Schiedsverfahren einbezogen werde. Die Bank sieht die Hebung der Streitigkeiten auf internationale Schiedsgerichtsebene als "strategischen Erfolg" ihrerseits.
Möglicher Grundstein für Vergleich
In informierten Kreisen wird davon ausgegangen, dass die jetzige Verständigung, vor ein Schiedsgericht zu ziehen, den Grundstein für einen angestrebten Vergleich darstellen könnte. Zuvor hatten einander die Streitparteien mit milliardenschweren Anwürfen überhäuft.
Im August des Vorjahres hatte Atrium in London eine 2,1 Milliarden Euro-Klage gegen die Meinl Bank, gegen Julius Meinl V. und andere frühere Verantwortliche bei der Meinl Bank und bei Meinl European Land (MEL), wegen "Untreue am Gesellschaftsvermögen" erhoben. Die Bank wies alle Vorwürfe zurück. In der Folge reichte die Meinl Bank selbst Ende November 2010 auf der Kanalinsel Jersey eine Derivativklage gegen Atrium über 1,2 Milliarden Euro ein. Der Vorwurf lautete auf Anlegerschädigung. Ob diese Klage ebenfalls vor das Schiedsgericht gebracht wird, ist noch offen.
Ende Dezember wiederum forderte die Meinl Bank von Atrium 34 Millionen Euro an Kosten zurück, die ihr durch Zivilklagen von MEL-Anlegern entstanden seien. Anfang März dieses Jahres klagte die Bank die Atrium-Muttergesellschaft Gazit sowie dessen Chairman Chaim Katzman in Israel auf bis zu 2 Milliarden Euro. Auch diese Klage ist Teil des jetzt angestrebten Schiedsverfahrens.
Die Firma MEL wurde einst von der Meinl Bank gegründet und an die Wiener Börse gebracht. Im Frühjahr 2008 übernahmen die US-Bank Citigroup und der israelische Immobilienfonds Gazit Globe das Ruder. Sie tauften MEL in Atrium um. Wenig später entwickelte sich zwischen den Atrium-Vertretern und Meinl eine tiefe Feindschaft. Atrium wirft Julius Meinl V. vor, bei den mutmaßlichen Malversationen „Mastermind“ und „Anstifter“ gewesen zu sein, was Meinl bestreitet. Laut Atrium wurde London als Gerichtsort gewählt, weil Julius Meinl V. britischer Staatsbürger sei und seinen Wohnsitz in London habe.
151107 Apr 11
(APA)