Der nimmermüde Kämpfer gegen Korruption und Spesenrittertum gerät selbst ins Zwielicht.
Hans-Peter Martin hat vorgezeigt, wie man mit einfachen Mitteln die Parteienverdrossenheit in Österreich ausnutzen kann. Eine Kolumne in der „Kronen Zeitung“, ein paar populistische Sprüche – und fertig ist die Selbstinszenierung als Saubermann im Kampf gegen den Filz in der Brüsseler Bürokratie. Damit schaffte es die Liste Martin, als drittstärkste Partei noch vor der FPÖ ins EU-Parlament einzuziehen.
Nur ist halt blöderweise eine Partei keine One-Man-Show. Man benötigt Mitstreiter, mit denen man sich nicht innerhalb von Wochen zerstreitet, man benötigt auch ein Mindestmaß an sozialen Fähigkeiten, um integrativ wirken zu können. Allein an dieser Minimalanforderung ist Martin spektakulär gescheitert, wie seine immer wiederkehrenden Konflikte mit Mitstreitern wie Martin Ehrenhauser, Angelika Werthmann, Karin Resetarits oder früher schon mit seinen Kollegen in der sozialdemokratischen Parlamentsfraktion zeigen.
Und natürlich muss jemand, der sich als nimmermüder Kämpfer gegen Korruption und Spesenrittertum geriert, besonders hohe Anforderungen an sich stellen, was die eigene Finanzgebarung betrifft. Will man den Anspruch des Saubermannes glaubwürdig vertreten, ist ein höheres Maß an Transparenz notwendig als bei den normalen Parteien, gegen die man ankämpft. Hans-Peter Martin erfüllt aber, wie es aussieht, nicht einmal die ganz normalen Standards. Das disqualifiziert ihn in seiner selbst gewählten Rolle.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2011)