Tschernobyl: 550 Millionen Euro für neuen Sarkophag

Der Unglücksreaktor von Tschernobyl
Der Unglücksreaktor von Tschernobyl(c) Dapd (Volodymyr Repik/AP)
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Die Ukraine erhält für einen neuen Schutzmantel am Unglücksreaktor von Tschernobyl Hilfe von der Internationalen Gemeinschaft.

Die internationale Gemeinschaft hat der Ukraine 550 Millionen Euro für den Bau eines neuen Schutzmantels um den Unglücksreaktor von Tschernobyl zugesagt. Diese Summe nannte der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch am Dienstag auf einer internationalen Geberkonferenz in Kiew. Er hoffe, dass noch mehr zusammenkommen werde.

"Tschernobyl ist eine deutliche Erinnerung daran, dass das atomare Risiko nicht an Grenzen haltmacht. Unsere Verantwortung und unsere Solidarität sollten ebenfalls nicht an Grenzen stoppen", sagte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso. Er sagte 110 Millionen Euro von der EU zu. Für den Bau der Schutzhülle seien weitere 700 Millionen Euro nötig. "Tschernobyl war eine Katastrophe für die ganze Welt, und die ganze Welt muss bei den Arbeiten helfen", sagte Janukowitsch.  

Der erste Schutzmantel über dem Unglücksreaktor war innerhalb von acht Monaten nach der Reaktorexplosion 1986 errichtet worden. Er weist inzwischen Risse und Löcher auf und gilt daher als nicht mehr sicher.

Atomexperten forderten unterdessen, den noch immer im Reaktor liegenden Kernbrennstoff zu bergen. "Das wird noch wesentlich komplizierter, gefährlicher und teurer als jede neue Schutzhülle", sagte Tobias Münchmeyer von Greenpeace. Es sei ein "Skandal", dass weder die Ukraine noch die internationale Gemeinschaft an einem Konzept für die Bergung der 180 Tonnen Kernbrennstoff aus dem Reaktor 4 arbeiteten.

Die Konferenz, an der eine Reihe von Staaten - darunter die Mitglieder der EU und der G8 - teilnehmen, ist der Auftakt einer Woche, in der die Ukraine an die bisher schlimmste Atomkatastrophe erinnert. Am 26. April 1986 war der Reaktor 4 des Kernkraftwerks in Tschernobyl explodiert.

Atomenergie hat "eine Chance verdient"

Janukowitsch hält im Rückblick die Entscheidung seines Landes für richtig, auch nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl weiter an der Nutzung der Kernkraft festzuhalten. Seit dem Unglück von 1986 habe es "keine Funktionsstörungen an den vier ukrainischen Kraftwerken" gegeben, schreibt Janukowitsch in einem Gastbeitrag für den Berliner "Tagesspiegel".

Zur Atomkatastrophe im japanischen Akw Fukushima 1 schreibt Janukowitsch, dieser Unfall sei "eine Folge des unverantwortbaren Risikos, Nuklearkraftwerke in einer geologisch aktiven Region zu bauen". Die Atomenergie habe trotzdem "noch eine Chance verdient".

Die Ukraine deckt ihren Strombedarf laut "Tagesspiegel" zu rund 50 Prozent aus den 15 Reaktoren an vier Standorten. Erneuerbare Energien spielen in dem Land bisher dagegen kaum eine Rolle.

(APA)

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