iPhone und iPad speichern ungefragt jeden Aufenthaltsort

File photo of Ben Paton posing with his phone inside the Apple store in central London
File photo of Ben Paton posing with his phone inside the Apple store in central LondonREUTERS (� Paul Hackett / Reuters)
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Ohne Zutun ihrer Besitzer zeichnen die Apple-Geräte jeden Ort auf, an dem sie jemals waren. Die Daten werden unverschlüsselt gespeichert. Betroffen sind alle Modelle mit dem Betriebssystem iOS 4.

Die jüngsten Versionen der Apple-Geräte iPhone und iPad speichern britischen Experten zufolge laufend die Aufenthaltsorte ihrer Nutzer und sichern die Daten in einer versteckten Datei auf dem Gerät. Die britischen Informatiker Alasdair Allan und Pete Warden veröffentlichten am Mittwoch eine Studie, nach der die Geräte iPhone und iPad 3G, die das im Juni 2010 eingeführte System iOS 4 enthalten, regelmäßig ihre Standorte speichern. Dabei nutzen die Geräte das 3G-Netz, womit die Aufzeichnung auch ohne aktiviertem GPS funktioniert. Wie das Wall Street Journal berichtet, sammeln die Geräte die Daten auch, wenn Ortsdienste deaktiviert sind.

"Seit der Einführung des Systems iOS 4 speichert Ihr Gerät eine lange Liste von Ort- und Zeitangaben", heißt es in einem auf der Experten-Website O'Reilly Radar veröffentlichten Artikel. Die Gründe dafür seien bislang unklar, aber die Funktion sei von Apple "eindeutig beabsichtigt", schreiben die Briten. Dass moderne Mobilgeräte ihren Aufenthaltsort ermitteln können ist nicht ungewöhnlich. Allerdings muss man üblicherweise eine Erlaubnis erteilen. Das ist bei dem von den Forschern beschriebenen Problem nicht der Fall.

Daten unverschlüsselt gespeichert

"Was die Sache noch schlimmer macht", ist laut Allan und Warden die Tatsache, "dass die Datei unverschlüsselt und ungeschützt" ist und sich auf jedem Gerät wiederfindet, das mit dem iPhone oder iPad synchronisiert wurde. Wer sein Apple-Gerät austausche, nehme mit dem Überspielen der Daten auf das neue Gerät auch die Datei mit den Aufenthaltsorten mit. Zwar sei die Datei versteckt, aber gerate das Gerät "in die falschen Hände", könne der Kenner der Funktion genau sehen, wo der Besitzer sich aufgehalten habe. Auch andere Mobilfunkanbieter verfügten über Daten, die Auskunft über die Aufenthaltsorte der Handy-Nutzer geben, doch für gewöhnlich würden diese Daten nicht auf dem Gerät selbst gespeichert.

(c) Screenshot DiePresse.com

Wie Cnet und Engadget berichten, war diese versteckte Funktion schon im kleinen Kreis von Forensikern bekannt. Die Informatiker stellten ihre Erkenntnisse auf der Konferenz Where 2.0 in San Francisco einem größeren Publikum vor. Allan und Warden nahmen nach eigenen Angaben Kontakt zur Abteilung für Produktsicherheit bei Apple auf, erhielten jedoch keine Antwort. Der Hersteller bietet selbst eine Anwendung namens "Find my iPhone" an, mit der Nutzer ihre Geräte finden können. Aber auch diese arbeitet erst, nachdem man ihr die Erlaubnis dazu erteilt hat.

GPS-Daten nicht überwacht

Allan und Warden haben ebenfalls einen iPhone-Tracker programmiert. Damit kann jeder die Ortsaufzeichnungen seines iPhone abrufen, um sich selbst von der Sache zu überzeugen. Ars Technica hat sich die Software näher angesehen und die Erkenntnisse der Forscher nachvollziehen können. Interessanterweise werden lediglich Daten, die über 3G-Netze gewonnen werden, aufgezeichnet. Eine Reise nach Hongkong, wo der Autor GPS aktiviert hatte, scheint in den gespeicherten Daten nicht auf.

Derzeit gibt es keine Möglichkeit, die Datensammlung abzustellen. Die Informationen werden in einer Datei namens "consolidated.db" gespeichert. Dieser wird über iTunes auch auf dem heimischen PC gespeichert. Während die Informationen im iPhone immer unverschlüsselt bleiben, lassen sich zumindest die iTunes-Backups verschlüsseln. Dazu muss man das entsprechende Häkchen in dem Synchronisierungs-Dialogfeld setzen. Das verschlüsselte Backup wird mit einem Passwort gesichert.

(Ag./Red.)

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