Stadt oder Land, Hauptsache steirisch!

Toplagen. Sanfte Hügellandschaft, klare Seen oder Innenstadtlage mit Blick auf den Grazer Uhrturm: Welche Regionen im grünen Bundesland besonderen Wohnluxus versprechen. von Christian Lenoble

Panoramablick über Graz und die Südsteiermark in einem ruhigen, idyllischen Umfeld. Der Sonne zugewandt, nach Südosten ausgerichtet, Tennisplatz und Schwimmbad als Teil einer gepflegten Parkanlage. Rund 450 Quadratmeter Wohnfläche mit elf Zimmern auf 10.000 Quadratmeter Grund: Für etwas mehr als zwei Millionen Euro ist die Neubauvilla im steirischen Stil am Grazer Rosenberg zu haben.

Topspots am Berg

Unter Immobilienexperten herrscht kein Zweifel daran, dass sich schon bald ein neuer Besitzer finden wird. „Die Nachfrage nach Häusern in Grazer Bestlage übersteigt bei Weitem das Angebot. Gleiches gilt für Grundstücke und Eigentumswohnungen“, erklärt Hannes Purkathofer von der Immobilienkanzlei Purkathofer-Kienzl die Situation in der steirischen Hauptstadt.

Rosenberg, Ruckerlberg und Petersbergen sind fraglos die Topspots. Hauptsache „Berg“ und unverstellter Stadtblick. „Preislich ist bei Liegenschaften mit bis zu 600 Euro pro Quadratmeter zu rechnen. Wohnungen schlagen in tollen Lagen mit 2800 Euro bis 4500 Euro zu Buche“, so Purkathofer.

„Für eine ausgezeichnete erhöhte Aussichtslage mit Stadtblick, verbunden mit einem gut nutzbaren Garten, ist man in der steirischen Hauptstadt eben bereit, einiges zu bezahlen“, kennt auch Elisabeth Huber vom Dr. Max Huber Realbüro die Hauptkriterien. Hinsichtlich der Wohnungsnachfrage im exklusiven Segment ist es vor allem das Geidorf-Viertel mit seinen stilvollen Altbauten, St. Leonhardt, aber auch St. Peter, hier der Neubau in erhöhten Lagen. Bei Topausstattung liegen die Preise bereits bei 4000 Euro, so Huber.

Es ist unter anderem der auf den großen Ballungszentren – neben Graz auch Bruck an der Mur – liegende Fokus der Immobiliensuchenden, der das hohe Preisniveau erklärt. „2010 hat jede zweite Immobiliennachfrage im Raum Steiermark den Großraum Graz betroffen“, weiß Immobilien.net-Geschäftsführer Alexander Ertler zu berichten. Laut jüngster Wohnmarktstudie hat dabei die einst unangefochtene Nummer eins auf dem gesamtsteirischen Immobilienmarkt, das Haus im Eigentum, seinen Spitzenplatz eingebüßt.

„Vor allem in den Ballungsräumen verzeichnen Mietwohnungen den größten Interessenzuwachs. Jede zweite Suchanfrage auf unserem Portal entfiel im letzten Jahr auf Mietobjekte. Auch bei den tatsächlichen Anbieterkontakten haben Mietwohnungen klar die Nase vorn“, so Ertler.

Wer auf Luxussuche ist, wird in Graz vor allem in oberen Etagen fündig. So ist derzeit auf dem Markt etwa eine Dachgeschoßwohnung in der Altstadt zu haben, bei der für knapp 200 Quadratmeter samt Dachterrasse rund 2300 Euro monatliche Kosten zu veranschlagen sind. Auf das Interesse von Liebhabern eines historischen Wohnambientes sollte wiederum eine aktuell zur Erstvermietung stehende Schlosswohnung im 12. Grazer Bezirk (Andritz) stoßen. Das Angebot: Fünf auf 170 Quadratmeter verteilte Zimmer mit Blick in den Schlosspark zu monatlichen Kosten von knapp 2000 Euro.

Ländliches Eigentum

Die grüne Mark verdankt ihren Namen einem 60-prozentigen Wald- sowie einem 25-prozentigen Anteil an Wiesen, Weiden, Obst- und Weingärten an der Bodenfläche. Da ist es klar, dass das Wohnleben auch abseits des urbanen Raums stattfindet. „Während in der Stadt vorwiegend zukünftige Mieter auf ,Wohnungspirsch‘ gehen, ist in den ländlichen Regionen nach wie vor das Haus im Eigentum klar ernanntes Wohnziel Nummer eins“, erläutert Ertler.

Zieht man die durchschnittlichen Grundstückspreise als Maßstab heran, zeigt sich laut Immobilien.net-Studie in der Steiermark grundsätzlich ein Nord-Süd-Gefälle. Niedrige Preise kennzeichnen die an Kärnten grenzenden Bezirke wie Murau, Judenburg, Voitsberg oder Deutschlandsberg sowie die südöstlichen Bezirke Fürstenfeld, Bad Radkersburg, Feldbach oder Leibnitz.

Ausnahmen bestätigen die Regel, wie sich am Beispiel von Gamlitz an der Südsteirischen Weinstraße (Bezirk Leibnitz) zeigt, das laut Purkathofer „zu den Toplagen der Steiermark“ zählt – und wo sich auch baulich-wohnliche Raritäten wie alte Weingüter aus dem 18. Jahrhundert mit umfassendem Wiesen- und Waldbestand finden lassen. Um eine ebenfalls in der Südsteiermark gelegene Liegenschaft mit Seltenheitswert handelt es sich bei einer aktuell zum Kauf angebotenen Ritterburg aus dem 12. Jahrhundert, die im 16. Jahrhundert zum Renaissanceschloss umgebaut wurde. Wer einen Reiz daran findet, dort zu wohnen, wo einst Adelsgeschlechter logierten, wird freilich mit den typischen Mühen eines Schlossbesitzes und -lebens konfrontiert. Dazu zählen die aufwendigen Umbau- und Restaurationsauflagen seitens des Bundesdenkmalamtes und die meist kostspieligen Erhaltungskosten.

Teurer Nordwesten

Deutlich höhere Grundstückspreise sind in der Regel im Nordwesten der Steiermark zu bezahlen. Die Rede ist vom Bezirk Liezen und klingenden Ortsnamen wie Admont, Haus im Ennstal, Ramsau, Schladming, Tauplitz oder Irdning, wo beispielsweise gerade ein herrschaftlicher Landsitz auf den Markt gekommen ist. Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Jagdschloss aus dem 19. Jahrhundert, das 1995 generalsaniert und danach als kleines Fünf-sterne-Luxushotel geführt wurde – und das sich laut Makler als Privatresidenz eignet. „Repräsentationskosten“ beim Ankauf für 1200 Quadratmeter Wohnfläche auf 41.000 Quadratmeter Grund: zwei Millionen Euro.

Als wohl begehrteste Wohngegend im Bezirk Liezen gilt laut Fachmeinung das steirische Salzkammergut im Grenzbereich zu Oberösterreich. Im Ausseer Land zwischen Altaussee, Bad Aussee und Grundlsee werden – mit Ausnahme von Graz selbst – die bundeslandweit höchsten Grundstückspreise erzielt – sofern sich in Anbetracht des extrem knappen Angebots ein Grundstück überhaupt noch finden lässt. Insbesondere der Luftkurort Altaussee, Heimat von Klaus Maria Brandauer, ist bekannt für seine Zweitwohnsitze von Prominenten aus dem In- und Ausland.
www.immobilien.net, www.dmh.co.at,
www.exclusive-realestate.pu-ki.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2011)

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