Kommentar: Danke und Hvala lepa!

Spät, aber doch: eine Lösung nach 56 Jahren. Eine bunte Koalition schreibt Geschichte.

Ein Landeshauptmann aus dem nationalliberalen Lager (Gerhard Dörfler), ein Staatssekretär aus traditionsreicher sozialdemokratischer Familie (Josef Ostermayer), der Sohn einer katholisch-konservativen Volksgruppen-Legende (Valentin Inzko), ein ehemals linker Heißsporn (Marjan Sturm) und ein pragmatischer slowenischer Vizebürgermeister (Bernard Sadovnik) – sie alle haben ihren Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Und sie haben ihn sich – allen Unstimmigkeiten und Widrigkeiten der vergangenen Wochen und auch Jahre zum Trotz – verdient.

Wie schwierig es war, einen solchen Kompromiss zu zimmern, hat sich gerade in den vergangenen Tagen noch einmal gezeigt, als einzelne Gemeinden im gemischtsprachigen Gebiet, darunter auch sozialdemokratisch regierte, versuchten, sich gegen die Lösung zu stemmen. Weil sie befürchteten, dass Slowenisch als zweite Amtssprache den Zweisprachigen ein paar Posten mehr bescheren würde. Kleinlich, aber wahr.

Den Slowenen wurde mehr abverlangt, da sie von der vom VfGH vorgegebenen Zehn-Prozent-Marke abrücken und auch eine sinnlose Volksbefragung akzeptieren mussten. Aber auch den Deutschsprachigen ist anzurechnen, dass sie – spät, aber doch – die zweite Volksgruppe nun als Selbstverständlichkeit anerkennen und dies mit dem Symbol der Ortstafeln zum Ausdruck bringen. Eine Lösung nach 56 Jahren. Danke! Und vor allem: Hvala lepa!

oliver.pink@diepresse.com

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