Seestadt Aspern: Kultur auf der Baustelle, Einigung über A23-Anbindung steht bevor

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Kunstprojekte und kollektive Gemüsegärten sollen das Areal beleben. Insgesamt wurde ein Budget von 120.000 Euro zur Verfügung gestellt. Zufrieden ist Vassilakou mit der Wohnbauinitiative von Michael Ludwig.

Wien/Uw. Es sind Bilder, wie sie Fotografen lieben. Die grüne Vizebürgermeisterin, Maria Vassilakou, holt aus und wirft eine „Seedbomb“ auf den Acker. Eigentlich sind die „Bomben“ aus Erde und Pflanzensamen ja das Handwerkszeug des Guerilla-Gardening und werden illegal auf öffentliche Brachflächen geschleudert und nicht brav auf vorbereiteten Flächen platziert, aber egal: Es geht hier in der „Seestadt Aspern“ ohnehin eher um Gesten und Symbole.

Und die braucht der riesige Stadtteil, der auf dem früheren Donaustädter Flugfeld entsteht, anscheinend dringend. Um der Baustelle – derzeit sind der Aushub des Sees und die fast fertige U-Bahn-Trasse zu sehen – das Lebensgefühl einer werdenden Stadt zu verpassen, hat die Aspern Entwicklungsagentur Künstlergruppen eingeladen, das Areal mit Projekten zu bespielen, die auch interessierte Bürger einbinden sollen. Der Bogen reicht vom Literaturprojekt (vier Autoren werden die Stadtwerdung literarisch begleiten) über kollektive Gemüsegärten bis zur Aufarbeitung der Historie des „Gedenkwaldes“ für NS-Opfer (www.aspern-seestadt/PUBLIK). Insgesamt wurde ein Budget von 120.000 Euro zur Verfügung gestellt. Auf einem verbliebenen Stück des Rollfelds wurde auch ein Containerdorf als Anlaufstelle eingerichtet, Mini-Gastronomie inklusive. Die Absicht hinter der Aktion gibt Josef Lueger, Prokurist der Entwicklungsagentur, offen zu: Es gehe auch darum, dass sich Investoren die Seestadt besser vorstellen können.

Grünes Licht in nächsten Wochen

Wobei künftige Bewohner eventuell mehr interessiert, ob die Verbindung zwischen Seestadt und A23 zustande kommt. Denn während die Verbindung zur S1 fix ist, wurde über die A23-Anbindung gestritten: Hier soll eine „stadtverträgliche Hochleistungsstraße“ entstehen. Derzeit verhandeln Bund und Stadt über die Aufteilung der Kosten. Eine Einigung, sagt Vassilakou, werde in den nächsten Wochen erwartet. Punkto Baubeginn müsse man Gespräche mit den ÖBB abwarten, die den dort verlaufenden „Marchegger Ast“ ausbauen wollen: Ein zeitlich abgestimmter (wenn auch nicht unbedingt gleichzeitiger) Start der Arbeiten sei sinnvoll – zumindest an einem Teil der Bahnstrecke.

Zufrieden ist Vassilakou mit der Wohnbauinitiative von SP-Wohnbaustadtrat Michael Ludwig: 500 Mio. Euro in Form von günstigen Krediten für private Investoren sollen Einschnitte beim geförderten Wohnbau wettmachen, vor allem in Aspern, wo zuletzt Projekte verschoben werden mussten. Architekten hatten daraufhin bemängelt, dass beim Bauen am freien Markt die Qualitätskontrolle fehle. Vassilakou sagt, sie könne die Kritik verstehen, es würden aber nun analog zum geförderten Wohnbau Kontrollgremien gebildet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2011)

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