Lüg mich nicht an, Steve Jobs!

Die jüngsten Datenpannen sind ein Skandal. Auch wenn Apple es anders sieht: Datenschutz ist keine Holschuld der Nutzer.

Kommentar

Letztlich ist es doch immer dasselbe Spiel: Die geliebten Hightech-Firmen horten so viele Daten über ihre Kunden wie möglich, um sie dann hübsch verpackt an die Werbewirtschaft zu verkaufen. Da die meisten Kunden das aber nicht gern hören, macht man es lieber heimlich. Im besten Fall holt man sich – gut versteckt im Kleingedruckten – pro forma die Zustimmung der Nutzer.

Fällt dann doch auf, dass etwa Apples iPhone nicht nur unglaublich chic ist, sondern auch regelmäßig die Standortdaten speichert, ist schnell eine Entschuldigung parat: Hoppla, ein Versehen, besser noch „ein Software-Fehler“. Dass Apple vor wenigen Wochen noch behauptet hat, dass der Kunde stets Herr über seine Daten sei, fällt wohl unter die Kategorie dreiste Lüge. Doch die Strategie ist gut erprobt, Google fährt sie seit Jahren. Kaum sind die Datensünden vergeben und vergessen, werden die Grenzen erneut überschritten. Sony hingegen verschlampt die Kreditkartennummern seiner Kunden – und verschweigt das vorerst einmal. Der Umgang der Konzerne mit persönlichen Daten ist ein Skandal, der ungestraft bleibt, da Europas Behörden die nötigen Waffen fehlen.

Auch wenn es Apple und Co. mittlerweile anders sehen: Datenschutz ist keine Holschuld der Nutzer. Bei denen regt sich Widerstand – und das gibt Anlass zur Hoffnung. Mögen die Klagen Erfolg haben. Sicher: Die Strafe könnte Apple locker aus der Handkassa zahlen. Doch wenn zumindest viele Kunden danach kritischer auf das Apfel-Logo blicken, ist schon viel gewonnen.

matthias.auer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2011)

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