Kiss me, Kate – vor aller Welt

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Vor den 1900 Gästen in der Kirche und geschätzten zwei Milliarden Fernsehzusehern geben Prinz William und Kate Middleton heute einander das Jawort. Der Dean of Westminster wird als Hausherr die Messe lesen.

London. Die letzten dreieinhalb Minuten werden die längsten sein. Zehn Jahre, nachdem Kate Middleton erstmals Prinz William ins Auge gestochen war, wird sie heute, Freitag, die historische Westminster Abbey zum Klang der Krönungshymne „I was glad“ abschreiten, um dann mit dem künftigen britischen König den Bund der Ehe zu schließen. Vor den 1900 geladenen Gästen in der Kirche und geschätzten zwei Milliarden Fernsehzusehern in aller Welt wird Kate ihrem Mann versprechen, ihn zu „lieben, stärken, ehren und bewahren“, während sie das traditionelle „Gehorchen“ aus der Gelöbnisformel weglassen wird.

Einen Tag vor der „Royal Wedding“ zeigte sich das Brautpaar in einer Botschaft „glücklich und bewegt von der tiefen Anteilnahme, die uns überall entgegengebracht wurde“. Zum letzten Mal probten Kate und William gestern auch gemeinsam mit den Trauzeugen – Williams Bruder Prinz Harry und Kates Schwester Pippa – den genauen Ablauf der Hochzeit. Mit militärischer Präzision ist jeder einzelne Schritt auf die Minute geplant – so auch die Zeit für Kate zum Durchschreiten der Westminster Abbey nach ihrem Eintreffen bei der Kirche.

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Leitmotiv: „Britishness“

Die Hochzeit in der mit tausenden Blumen geschmückten Kirche werden gleich drei Geistliche vornehmen: Der Dean of Westminster wird als Hausherr die Messe lesen, der Erzbischof von Canterbury (siehe Porträt) wird als geistliches Oberhaupt der Church of England die Trauung vornehmen und der Bishop of London als persönlicher Vertrauter von Prinz Charles die Predigt halten. Die gestern vorgestellte Musikauswahl ist klassisch und soll das Leitmotiv „Britishness“ betonen, wie der Palast mitteilte. Viele Stücke wurden schon bei der Hochzeit von Prinz Charles und Lady Diana 1981 gespielt. Sicher ist, dass es nicht so beschwingt zugehen wird wie in dem augenzwinkernden Videoclip (www.youtube.com/watch?v=Kav0FEhtLug) einer Mobiltelefonfirma, der mit fast zwölf Millionen Sehern zum größten Hit der letzten Wochen wurde.

Mit Präzision geplant sind auch die Sicherheitsvorkehrungen. 5000 Polizisten werden die „Royal Wedding“ beschützen. Polizeikommandantin Christine Jones verspricht ein „robustes Vorgehen“ ihrer Truppen, die sich aber im Hintergrund halten wollen. „Wir sollen nicht vergessen, dass es ein Tag der Freude, der Feier und der Pracht sein soll“, sagt Jones. Während ein Protestmarsch militanter Moslems abgesagt wurde, darf die republikanische „Not The Royal Wedding“-Party nun doch stattfinden.

Mitfeiern bei 5500 Street parties

Doch sie wird nur von einer verschwindenden Minderheit besucht werden, während nach letzten Schätzungen rund 500.000 Menschen den Weg des frisch vermählten Paars von der Westminster Abbey in den Buckingham Palace säumen wollen.

Diese Fahrt werden Kate und William in der Kutsche vornehmen, wobei allerdings das Wetter der Festtagslaune einen empfindlichen Dämpfer zu verpassen droht: Für heute, Freitag, sind nämlich kalter Wind und teilweise heftige Regenschauer angesagt.

Und so scherzte ein BBC-Radiomoderator bereits zum Wettermann des Senders nach Verlesen der Prognose: „Dafür wären Sie früher enthauptet worden.“

Von Schlechtwetter lassen sich die Briten jedoch nicht abschrecken. In rund 5500 Street parties soll heute im ganzen Land gefeiert werden. Nur in Glasgow wurde keine einzige Party angemeldet. Wahre Hardcorefans aber sammeln sich bereits seit Tagen entlang der Strecke des Brautpaars in London. Der 56-jährige John schlug am Montag als Erster sein Zelt direkt gegenüber der Westminster Abbey auf: „Ich bin hier, um mir den besten Platz zu sichern.“ Aus den USA angereist ist Donna: „Mein Mann und meine Kinder halten mich für verrückt.“

Doch damit ist sie nicht allein: Nirgendwo findet die Hochzeit von William und Kate mehr Interesse als in der ehemals britischen Kolonie: US-Medien sind in Brigadestärke im Einsatz, von den rund 8000 Journalisten (es sind deutlich mehr als Polizisten), die von der Hochzeit berichten, sind rund ein Drittel aus den USA. Der Kolumnist Will Self spottet: „Wenn der Wahnsinn die Straße übernimmt, ist es keine gute Idee, im Gesundheitswesen zu sparen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2011)

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