Pro und Kontra: Republik oder Monarchie?

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Eine Gegenüberstellung von Fluch und Segen der Königsherrschaft. Nur 13 Prozent der Briten sind laut einer aktuellen Umfrage Gegner der Monarchie.

London/Rei. Nur 13 Prozent der Briten sind laut einer aktuellen Umfrage Gegner der Monarchie. Und im Klima der derzeitigen William-Kate-Euphorie hält sich das versprengte Grüppchen der Antimonarchisten besonders zurück.

Derzeit sitzt aber nur ein Dutzend Politiker im 650 Sitze zählenden Unterhaus, das offen für die Abschaffung der Monarchie eintritt. Als prominentester Republikaner gilt der liberaldemokratische Vizepremier Nick Clegg, der sich aber seit Amtsantritt im Mai vergangen Jahres nicht mehr zu dem Thema äußern will. Labour – früher traditionell eher antimonarchistisch – hat mittlerweile Frieden mit den Windsors geschlossen.

Sie biete „viele Vorteile für ein modernes, multikulturelles Großbritannien“, schrieb unlängst der einflussreiche Labour-Abgeordnete und Historiker Tristram Hunt in einem Essay. Das Königshaus sei identitätsstiftend für die Nation und stärke ihr soziales Gefüge.

Pro: „Fehler des Monarchen sind schlecht für uns alle“

Manchmal täuschen äußere Eindrücke eben nicht. Jacques Arnold lädt als Vorstandsmitglied der „Constitutional Monarchy Association“ zum Tee in den noblen Carlton Club. An der Wand prangt ein riesiges Porträt von Margaret Thatcher, das allerdings in der rechten unteren Ecke einen kleinen Riss aufweist: „Das war der Handwerker, aber ich nehme nicht an, dass es sich um ein politisches Motiv handelte“, sagte Arnold.

Fehlt es nicht an verbindlichen Regeln für den Monarchen?

Die Queen entscheidet nach ihrem Ermessen, aber im Rahmen von Tradition und Erfahrung. Der erste Premierminister, den die Queen erlebt hat, war Churchill. Sie hat alles schon gesehen.

Ist das nicht eine zu große Verantwortung?

Es ist eine enorme Verantwortung, aber es ist machbar. Wenn der Monarch einen Fehler macht, ist es schlecht für uns alle, auch für das Königshaus. Aber der Herrscher muss entscheiden, was das Beste für das Land ist, basierend auf der Wahl des Volkes. Die Queen kann die Parteiführer zur Tränke führen, trinken müssen sie schon selbst.

Was ist, wenn das Parlament morgen die Republik ausruft?

Dann muss der Monarch das akzeptieren. Wenn die Abgeordneten morgen ein Gesetz über die Hinrichtung der Queen erlassen, dann muss sie es vor der Enthauptung noch unterzeichnen.

Kontra: „Den meisten Briten ist das Königshaus gleichgültig“

Graham Smith hingegen arbeitet aus seiner Wohnung nahe der Tower Bridge. Er ist Sprecher von „Republic“, deren Ziel das Ende der Monarchie ist. Der „Observer“ schrieb über den Aktivisten: „Der einzige Mann Großbritanniens, der dafür bezahlt wird, dass er gegen die Royals ist.“

Warum wollen Sie die britische Monarchie abschaffen?

Die Monarchie hat große Macht und nützt sie nicht, sondern überträgt sie an den Premier.

Aber der Premier ist doch gewählt.

Nein, wir wählen Parteien und der Monarch bestimmt den Premier ohne Vorgaben.

Der aber im Parlament eine Mehrheit braucht.

Wenn das Parlament einmal einen Premier bestimmt hat, kann er machen, was er will.

Theoretisch könnte doch das Parlament morgen die Republik ausrufen.

Ja, aber das liegt nicht im Interesse derer, die wirklich die Macht in den Händen halten. Wir haben keine Aufsicht über die höchsten Staatsorgane, stattdessen haben wir eine völlig unnötige Staatsspitze.

Fühlen Sie für Ihre Bewegung Unterstützung?

Den meisten Briten ist das Königshaus heute doch vollkommen gleichgültig. Aber noch vor zehn Jahren hätte die Forderung nach Abschaffung der Monarchie Entsetzen ausgelöst. Heute können wir offen darüber diskutieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2011)

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