Reformbedarf nach Blamage

Nach den Freisprüchen ist die Reform des Mafia-Paragrafen dringender denn je.

Nein, es ist keine Blamage, wenn ein Gericht einen Freispruch fällt. Es zeugt nur von jener gesunden Distanz zur Anklage, die gerade im Tierschützer-Prozess kaum zu bemerken war. Aber es ist sehr wohl eine Blamage, wenn ein Gericht gezählte 14 Monate braucht, um auf Grundfragen Antworten zu liefern, die sowohl rechtlich als auch unter Einschaltung des gesunden Menschenverstandes längst klar auf der Hand lagen. Oder wundert es jemanden, dass Tierschützer nicht als „Mafia-Paten“ einzustufen sind? Oder dass Aktivisten, die – ja, verbotenerweise – Mastschweine aus winzigen Metallkäfigen befreien, deshalb nicht als Tierquäler verurteilt werden? Wohl kaum.
Dem Staatsanwalt ist auch nicht vorzuwerfen, dass er den Mafia-Paragrafen auspackt, wenn ihm dieser praktischerweise zur Verfügung steht. Aber es ist dem Gesetzgeber vorzuwerfen, diesen unbestimmten Tatbestand nicht längst reformiert zu haben.

manfred.seeh@diepresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

AKTION GEGEN KÄFIGHALTUNG VON ÖSTERREICHISCHEN ZUCHTSCHWEINEN: BALLUCH
Österreich

Tierschützer "total bestätigt": 24 Stunden im Käfig

Bestärkt durch die Freisprüche veranstaltet der Verein gegen Tierfabriken seine erste Protestaktion nach dem Prozess. Obmann Balluch bleibt am Stephansplatz einen Tag lang in einem Eisenkäfig.
Österreich

Tierschützer: Anzeige gegen Polizei

Die Ankläger behalten sich vor, das Verfahren vor die zweite Instanz zu bringen. Indes könnte der Prozess ein Nachspiel für die Polizisten der „Soko Kleidung“ haben. Grünen schießen sich auf die Ermittler ein.
TIERSCH�TZER-PROZESS IN WIENER NEUSTADT
Österreich

Bis zu 70.000 Euro Entschädigung pro Angeklagtem?

Die freigesprochenen Tierschützer stehen vor dem finanziellen Ruin. Sie fordern Entschädigung für Verfahren und U-Haft. Wegen der Berufung des Staatsanwalts könnte dies lange dauern.
Tierschutzer Mafia-Paragraf
Österreich

Neue Justizministerin Karl lässt Mafia-Paragrafen prüfen

Nach den Freisprüchen für 13 Tierschützer fordert eine breite Front aus NGOs und Politik eine "Präzisierung" des "desaströsen" Paragrafen. Justizministerin Karl lässt des Gesetz nun evaluieren.
Österreich

Glatte Freisprüche im Tierschützer-Prozess

Freisprüche für alle 13 Angeklagten: Der umstrittene Anklagepunkt „Kriminelle Organisation“ löste sich in Luft auf. Nicht einmal Nebendelikte blieben übrig. Rechtskräftig ist dieses Urteil noch nicht

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.