Türkei: Wirtschaft boomt, Österreich Topinvestor

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TURKEY (c) EPA (Tolga Bozoglu)
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Österreich war 2010 der größte ausländische Investor in der Türkei. Das Land ist eine attraktive Alternative zu Osteuropa.

Die brummende türkische Wirtschaft hat im Vorjahr insgesamt 4,72 Milliarden Euro an ausländischen Direktinvestitionen (FDI) ins Land angelockt. Die österreichischen Unternehmen waren 2010 mit einem Anteil von 28 Prozent Top-Investor im 73,3 Millionen Einwohner zählendem Land - vor allem dank der Aufstockung der OMV beim türkischen Tankstellenbetreiber Petrol Ofisi von 41,58 auf 95,72 Prozent. Auf Platz zwei bei den Direktinvestitionen folgten 2010 die Franzosen mit einem Anteil von 9 Prozent und die Deutschen mit 8 Prozent, geht aus einer Studie von Roland Berger hervor.

Die Türkei sei für die österreichischen Investoren eine attraktive Alternative zu den Ländern Mittel- und Osteuropas (CEE), wo der Boom zu Ende gegangen sei, erklärte Roland-Berger-Experte Rupert Petry. Das türkische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im Vorjahr mit 8,2 Prozent deutlich schneller gewachsen als in der CEE-Region. Auch künftig soll die Türkei mit Wachstumsraten zwischen 4 und 5 Prozent die Nase vorn haben.

Stabile politische Rahmenbedingungen

Die österreichischen Investitionen in die Türkei befinden sich nach einem deutlichen Einbruch im Jahr 2008 auf 643 Millionen Euro wieder im Aufwärtstrend. So stieg das Volumen von 848 Millionen Euro (2009) auf 1,34 Milliarden Euro im Vorjahr. Das investorenfreundliche Klima konnte laut Roland Berger durch stabile politische Rahmenbedingungen, Privatisierungen und Strukturreformen geschaffen werden. Darüber hinaus gelte die Türkei als Sprungbrett für den Nahen Osten und Afrika.

Der österreichisch-türkische Außenhandel stieg auf 1,95 Milliarden Euro im Vorjahr, nachdem er 2009 nach einem Rückgang 1,56 Milliarden Euro betragen hatte. Österreichs Exporte überschritten 2010 erstmals die Milliardengrenze, wobei vor allem Maschinen, Fertigerzeugnisse und Chemikalien ausgeführt wurden.

Markteintritt über Partnerschaften

Die türkische Wirtschaft wird von Unternehmenskonglomeraten beherrscht, die seit mehreren Generationen im Familienbesitz stehen. So erwirtschafte etwa die Koc-Gruppe rund 5 Prozent des türkischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Übernahmen seien aufgrund der Wirtschaftsstruktur eher selten, für Auslandsinvestoren biete sich ein Markteinstieg über strategische Partnerschaften mit diesen Unternehmensgruppen an, erklärte Petry.

Interessante Investitionsmöglichkeiten ortet Roland Berger im Bankensektor, denn 9 Prozent der Türken hätten noch immer kein Konto. Zu den weiteren Wachstumsfeldern werden die Energie- und Baubranche gezählt. Letztere hatte 2010 ein geschätztes Volumen von knapp 30 Milliarden Dollar (20,3 Milliarden Euro) und soll bis 2013 um jährlich 5 Prozent steigen. Als Standortnachteile werden in der Studie fehlende Transparenz und überbordende Bürokratie geortet.

(APA)

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