Wie Heinz Fischer frenetischen Jubel auslöste

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Zwei Sätze auf Türkisch genügten, und der Empfang für Staatspräsident Gül bebte. Fischer begrüßte die Gäste, vorwiegend türkische Migranten, auf Türkisch, das reichte für einen Sturm der Begeisterung.

Wien/Salzburg/Apa/Cu. Es machte sich die übliche gepflegte Langeweile breit, als Dienstagabend beim Empfang für den türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül im Wiener Palais Liechtenstein die Redner ans Pult traten. Der Gastgeber, der türkische Botschafter Kadri Ecvet Tezcan, war diesmal ganz Diplomat. Und auch Gül verbreitete harmlose Nettigkeiten, wie die Beobachtung, dass es auch in der Türkei so schöne Paläste gebe. Doch dann kam Bundespräsident Heinz Fischer, sagte zwei Sätze, und im Saal brandete frenetischer Jubel auf. Das lag weniger am Inhalt, sondern an der Sprache. Fischer begrüßte die Gäste, vorwiegend türkische Migranten, auf Türkisch. Und das reichte für einen Sturm der Begeisterung.

Gül ließ seinen Staatsbesuch am Mittwoch in Salzburg touristisch ausklingen. Als Stadtführer fungierten Fischer und Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller. Auf dem Besichtigungsprogramm standen das Mozart-Museum und die Festung Hohensalzburg. Die politisch relevanten Termine hatte der türkische Präsident in Wien absolviert. Dabei versuchte er, die immer enger werdenden wirtschaftlichen Beziehungen hervorzuheben und so Bedenken gegen einen EU-Beitritt der Türkei zu zerstreuen. Österreich war 2010 dank der OMV Topinvestor in der Türkei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2011)

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