Stadtentwicklung: Gute Planung schont die Umwelt

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Eine kompaktere Stadtentwicklung reduziert das Flächenwachstum, den Verkehr und den Energieverbrauch drastisch. Das ist das Hauptergebnis des EU-Projekts Sume - "Sustainable Urban Metabolism for Europe".

Die Verstädterung der Welt schreitet voran: Mehr als die halbe Menschheit lebt bereits in Städten, der Trend ist ungebrochen. Gleichzeitig ist der Verbrauch von Energie und Rohstoffen um den Faktor zehn gestiegen – bei einer gleichzeitigen Vervierfachung der Zahl der Menschen. Es herrscht Konsens, dass dieser Weg nicht nachhaltig ist – und im Kampf um eine effizientere (und emissionsärmere) Welt spielen die Städte eine Schlüsselrolle.

Die Effizienz kann durch technische Verbesserungen (etwa durch effizientere Häuser oder Verkehrsmittel) gesteigert werden. Das reicht aber nicht aus: Auch in der Stadtplanung sind Änderungen notwendig. Wenn eine Stadt z.B. kompakter gebaut ist, dann sind die Transportwege niedriger und dadurch auch der Ressourcenverbrauch bzw. der CO2-Ausstoß.

Das ist der Ausgangspunkt des EU-Projekts „Sustainable Urban Metabolism for Europe“ (Sume), in dem Forscher aus acht europäischen Staaten und aus China drei Jahre zusammenarbeiten, um Städte „nachhaltiger“ zu machen. Geleitet wird das mit 2,87 Millionen Euro geförderte Projekt vom Österreichischen Institut für Raumordnung (ÖIR), diese Woche wurden die bisherigen Ergebnisse bei einer Dialogkonferenz in Wien diskutiert.

In der Stadtentwicklung bzw. Raumplanung war die Ressourceneffizienz bisher kein Thema. Um das zu ändern verfolgt das Forscherkonsortium das Konzept des „städtischen Metabolismus“. Das bedeutet, dass Städte als Systeme betrachtet werden, durch die ständig Ressourcen (Energie, Wasser, Material, Land) fließen. Der Stoffwechsel zeigt konkrete Folgen etwa hinsichtlich Landverbrauch oder Verkehr. Die Menge und die Qualität der Ressourcenströme hängen von vielen Faktoren ab – beginnend bei der Wirtschaftsentwicklung über die Tatsache, ob eine Stadt wächst oder schrumpft, bis hin zur räumlichen Konfiguration.

Für all diese Parameter wurden Rechenmodelle entwickelt, mit denen Entwicklungsszenarien bis zum Jahr 2050 bewertet werden können. Und zwar einerseits für den Fall, dass sich die derzeitigen Trends unverändert fortsetzen, und andererseits für eine Welt, in der neue Prinzipien der Stadtplanung umgesetzt werden. Die Forscher konzentrieren sich dabei auf vier Maßnahmen: Verdichtung der Bebauung, verbesserte Anbindung an den öffentlichen Verkehr, Nähe zwischen Wohn- und Arbeitsstätte sowie thermische Sanierung.

Im Zentrum der Studie stehen die Effizienz von Gebäuden (v.a. Wärmedämmung), die Infrastruktur (und damit der Verkehr) sowie die Raumplanung. „Neben einer nachhaltigen Bauweise setzen wir auf eine städtebaulich maßvolle (Nach-)Verdichtung“, erläutert Projektleiter Christof Schremmer.


Innovative Planungstools. Durchgespielt wurde das bisher für die sieben europäischen Städte Wien, München, Stockholm, Newcastle/Tyne, Porto, Marseille und Athen. Die Rahmenbedingungen sind dabei sehr unterschiedlich: Porto z.B. ist eine schrumpfende Stadt, während Wien wächst. Athen ist dicht bebaut, Stockholm hat eine geringe Siedlungsdichte. „Unsere Szenarien zeigen, dass sich der Landverbrauch gegenüber dem Trend um bis zu 80 Prozent verringern lässt“, sagt der ÖIR-Experte. Das ermögliche kürzere Wege und einen attraktiveren öffentlichen Verkehr, sodass das Leben in Städten wesentlich ressourceneffizienter werde.

Imposant sind die Daten für Wien. Alle Prognosen gehen davon aus, dass die Bevölkerung im Großraum Wien bis 2050 um 35 Prozent auf rund 2,4Millionen Menschen wachsen wird. Bei Fortschreibung des aktuellen Trends entlang der derzeitigen Entwicklungsachsen würde das zu einer Ausweitung des bebauten Gebiets um 54 Prozent führen. Setzt man dagegen auf eine verdichtete Bauweise, dann steigt der Flächenbedarf nur um 14Prozent. Hand in Hand damit ist die Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel leichter möglich.

Sehr hoch sind auch die Einsparungen bei der Heizenergie: Durch moderne Bautechnologien lässt sich diese bis 2050 auf ein Drittel reduzieren. Wenn man zusätzlich auch die Raumplanung optimiert, dann bleibt nur mehr ein Sechstel des derzeitigen Heizenergieverbrauchs übrig.

(c) Die Presse / GK

Schremmer zieht folgendes Fazit aus dem Sume-Projekt: „Stadtplanung wird mit modernen Planungstools zu einer Quelle von Lebensqualität und Energieeffizienz.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2011)

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