Eisenmangel: Chronisch müde, lustlos

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Schlafstörungen, Libidoverlust, Kopfschmerz, Müdigkeit, Leistungsschwäche oder Herzrasen – hinter diesen und vielen anderen Symptomen kann ein Eisenmanko stecken. Hilfe gibt es mittels Tabletten oder Infusionen.

Libidoverlust? Schlafstörungen? Chronische Müdigkeit oder depressive Verstimmung? Brüchige Nägel? Allgemeine Leistungsschwäche oder gar Herzrasen? Hinter all dem kann sich ein Eisenmangel, die weltweit häufigste Mangelerkrankung, verbergen. Frauen im gebärfähigen Alter sind am häufigsten betroffen (zehn bis 25 Prozent), weil sie bei der Menstruation regelmäßig Blut und damit Eisen verlieren.
„Oft kommt es dann vor, dass diese Frauen wegen ihrer Müdigkeit, Lustlosigkeit und depressiven Verstimmung vom Arzt Antidepressiva erhalten“, erwähnt der Gastroenterologe Univ.-Prof. Dr. Christoph Gasche, Leiter des Christian-Doppler-Labors für molekulare Karzinom- und Chemoprävention in Wien. Vielen dieser Frauen, so Gasche, könnte man die Antidepressiva ersparen, würde man sie nur gegen Eisenmangel behandeln.

Blässe, Luftnot, Herzversagen


Neben den jungen Frauen gehören auch Senioren, Kinder im Wachstum, Patienten vor und nach Operationen und Ausdauersportler zu den Risikogruppen. „Viele wissen gar nicht, dass sie Eisenmangel haben“, so Gasche. Denn das Beschwerdebild bei Eisenmangel ist vielfältig und unspezifisch. Zu oben erwähnten Symptomen kommen noch etliche andere dazu, darunter: Störungen beim Haarwachstum, ständiges Kältegefühl, Luftnot, Kopfschmerz, Blässe, psychische Labilität, Konzentrationsstörungen, Mundwinkelecken. „Auch das Restless Leg Syndrom ist häufig durch Eisenmangel bedingt. Ja selbst Herzversagen kann durch schweren Eisenmangel ausgelöst werden“, weiß Gasche.
Jede Zelle unserer Körpers braucht zum Atmen Eisen und Sauerstoff. Gasche: „Es ist daher das wichtigste Spurenelement im menschlichen Körper, der davon insgesamt vier bis fünf Gramm speichert. Das meiste Eisen wird für den Sauerstofftransport im Blut benötigt, es ist aber auch für die Energiegewinnung essenziell. Es ist übrigens das Eisen, das unser Blut rot macht.“ Ein „Eisenfeind“ können auch Schmerzmedikamente sein, die vor allem bei zeitlich langer Einnahme zu chronischen inneren Blutungen im Magen-Darm-Bereich führen können. Um dies zu verhindern, werden häufig Protonenpumpenhemmer als Magenschutz verschrieben. Die aber könnten dazu führen, dass weniger Eisen aus der Nahrung absorbiert werden kann.
Eisenreich sind beispielsweise getrocknete Petersilie, Grüne Minze, Brennnesseln, getrockneter Thymian und Koriander, schwarzer Pfeffer, Zimt, Hülsenfrüchte (z. B. weiße und Sojabohnen), Fleisch.

Milch hemmt die Eisenaufnahme


Vitamin C wiederum ist der wirksamste bekannte Förderstoff der Eisenresorption, während Tannin in Kaffee und schwarzem Tee zu den stärksten Eiseninhibitoren zählt, auch Milch und Eier hemmen die Aufnahme. Eine Kombination mit gutem Eisenangebot und Gehalt an Stoffen, die die Eisenresorption fördern, ist beispielsweise Bohneneintopf mit Erdäpfeln und Paprika.
Die Nahrung kann auch Eisenwerte verfälschen. „Wenn jemand etwas Eisenreiches gegessen hat, kann der Spiegel bis zu zwölf Stunden erhöht sein. Nimmt man dann Blut ab, erhält man unter Umständen falsch positive Werte“, betont Gasche. Außerdem, so der Experte, sei die übliche Messung des Eisens im Blutserum nicht so aussagekräftig wie die Messung des Ferritins.
Behandelt werden kann Eisenmangel relativ einfach mit entsprechenden Tabletten. Das große Aber: Rund 20 Prozent der Patienten vertragen Eisenpräparate nicht und reagieren mit Bauchschmerzen und/oder Verstopfung. „Und weitere 20 Prozent nehmen das Spurenelement nicht so auf, wie sie sollen, weil das Eisen im Darm nicht genügend resorbiert wird und kommen daher nie in eine positive Eisenbilanz.“ Andrerseits muss man sich aber auch vor einer Überdosierung in Acht nehmen.

Müde Frauen für Studie gesucht


Eine weitere Möglichkeit sind Eiseninfusionen. „Die galten früher einmal als gefährlich“, berichtet der Experte. Inzwischen aber gäbe es neue, sehr gut verträgliche Infusionen. „Ich habe tausende solcher Infusionen verabreicht und noch nie eine relevante Nebenwirkung beobachtet“, berichtet Gasche, der heuer Loha for Life, ein medizinisches Kompetenzzentrum gegen Eisenmangel, gegründet hat. „Wir wollen eine Anlaufstelle werden für Patienten mit Eisenmangelproblemen.“ Derzeit führt das Zentrum auch eine Studie durch, für die noch Probandinnen gesucht werden: Frauen über 18 Jahre, die noch die Regelblutung haben und ständig müde und lustlos sind. Infos unter ✆ 0660/360 66 60.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER
www.lohaforlife.at

Auf einen Blick

Vor allem junge Frauen im gebärfähigen Alter sind von Eisenmangel betroffen. Eines der vielen Symptome ist Müdigkeit. Seit Kurzem gibt es Loha for Life, medizinische Kompetenzzentren gegen den Eisenmangel.

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