"Auge um Auge": Blinde Iranerin muss mit Rache warten

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Auge Auge Blinde Iranerin(c) AP
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Die Iranerin Ameneh Bahrami ist nach einem Säureattentat entstellt und blind. Heute hätte sie ihren Angreifer blenden sollen, der Termin wurde aber von der iranischen Justiz ohne Angabe von Gründen verschoben.

Die iranische Justiz hat die Vollstreckung eines Urteils verschoben, durch das ein Mann mit Säure zum Erblinden gebracht werden soll. Die für Samstagmittag vorgesehene Urteilsvollstreckung wurde ohne Angabe von Gründen verschoben, wie die Nachrichtenagentur ISNA meldete. Ein neuer Termin wurde zunächst nicht genannt.

Ein islamisches Scharia-Gericht hatte Majid Movahedi 2009 als Vergeltung für ein Säureattentat auf eine junge Frau verurteilt. Er hatte seine Kommilitonin Ameneh Bahrami 2004 mit Säure übergossen, weil sie seinen Heiratsantrag abgewiesen hatte. Bahrami verlor bei dem Anschlag ihr Augenlicht und wurde schwer entstellt.

Opfer: "Nun bin ich glücklich"

Das Opfer selbst hatte die Verurteilung ihres Angreifers zu der Strafe gefordert und wollte sie sogar selbst vollstrecken. "Ich habe in all diesen Jahren soviel gelitten, doch nun bin ich wirklich glücklich", sagte Bahrami in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der Zeitung "Haft-e Sobh". Das Urteil sei "vollkommen legal, und ich würde es gerne vollstrecken".

Bahrami war eigens zur Urteilsvollstreckung in den Iran gereist, die in Gegenwart eines Staatsanwalts und eines Rechtsmediziners in einem Krankenhaus in Teheran stattfinden sollte. Bahrami lebt inzwischen im spanischen Barcelona, wo sie bereits mehrfach operiert wurde. Der Nachrichtenagentur ISNA sagte die Frau, sie wolle, dass ihr Angreifer geblendet werde, um andere von ähnlichen Säureattacken abzuschrecken.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte den Iran am Freitag aufgefordert, das Urteil nicht zu vollstrecken. Es handle sich um eine "grausame und unmenschliche Strafe, die einer Folter gleichkommt".

Irans "Auge um Auge"-Prinzip

Nach islamischem Recht erlaubt das "Auge um Auge"-Prinzip Opfern, dem Täter das gleiche Leid zuzufügen. Häufig wird dieser Vergeltungsgrundsatz in Mordfällen oder bei schwerer Körperverletzung angewendet. Einen Fall, in dem ein Mensch auf gerichtliche Anordnung geblendet wurde, gab es laut der Zeitung "Haft-e Sobh" bisher jedoch noch nie.

Bahrami war in dem Gerichtsurteil das Recht zugestanden worden, dem Mann, der wegen der Tat eine Gefängnisstrafe absitzt, mit einer Pipette je fünf Tropfen Säure in die Augen zu träufeln. Der Mann sollte dafür betäubt werden. Der Fall und die Entscheidung des Gerichts hatten weltweit für Aufsehen gesorgt. Auch iranische Stellen hatten versucht, das Opfer umzustimmen und dazu zu bewegen, auf die Vollstreckung zu verzichten. Bahrami hatte ihre Geschichte auch in einem Buch publik gemacht.

In einem Interview mit "Spiegel Online" sagte die Iranerin: "Was ich tue, soll ein abschreckendes Beispiel sein für jeden Mann, der sich von einer Frau, die er angeblich liebt, zurückgestoßen fühlt und mit einem Anschlag Rache nehmen will."

(Ag./Red.)

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