Muslime-Wahl: Türken stellen die Mehrheit

In Wien haben die Muslime ihre Vertretung in der Islamischen Glaubensgemeinschaft gewählt. Dabei dominieren türkischstämmige Fraktionen.

Wien/Apa. Türkischstämmige Muslime werden nach dem letzten Wahlgang, der am Sonntag in Wien stattfand, die große Mehrheit in der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) stellen. Das geht aus dem vorläufigen Ergebnis der Bundeshauptstadt hervor. Demnach sind dort von 209 Delegierten in der Gemeindeversammlung 154 – also drei Viertel – dem „türkischen Block“ zuzuordnen. An zweiter Stelle stehen die arabischen Vereine, gefolgt von jenen aus dem Balkan.

Rund 10.000 oder knapp 45 Prozent aller wahlberechtigten Muslime haben in Wien gewählt. Obwohl Türkischstämmige mit 74,76 Prozent (ihr Anteil an der muslimischen Bevölkerung wird auf rund 60 Prozent geschätzt) nach der Wahl überdurchschnittlich repräsentiert sind, besteht laut Omar Al-Rawi, Vorsitzendem des Wahlkomitees, kein Problem für die demokratische Struktur der IGGiÖ: Aufgrund der neuen Verfassung darf eine Gruppe nur maximal die Hälfte der Funktionen an der Spitze besetzen.

Atib engagiert sich erstmals

Den hohen Anteil der türkisch-muslimischen Vertreter begründet Al-Rawi mit dem überdurchschnittlichen Engagement der jeweiligen Vereine. Zudem beteiligt sich bei dieser Wahl mit Atib erstmals die weitaus größte türkisch-muslimische Organisation – die allerdings nicht die meisten Sitze erlangte: Auf Atib entfielen 40, auf die Islamische Föderation 70.

Weniger Engagement hat es bei den Muslimen aus der Balkanregion gegeben: Sie blieben mit elf Delegierten (rund fünf Prozent) unter den Erwartungen, denn ihr Bevölkerungsanteil in Österreich ist etwa höher als jener der Muslime arabischer Herkunft, die mit 26 Sitzen (elf Prozent) mehr Vertreter stellen. Die als „österreichische Muslime“ organisierten Vereine mit durchmischten Ethnien und autochthone Muslime kommen auf elf Delegierte und knapp fünf Prozent. Auf die asiatischen Vereine (Pakistan, Bangladesch, Iran) entfielen sechs Delegierte (rund drei Prozent).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2011)

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