Budapest: Direktor des Holocaust-Zentrums entlassen

Direktor Budapester HolocaustZentrums entlassen
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Die Regierung verlangte die Änderung der Darstellung von "Reichsverweser" Horthy. Die Opposition warnt vor einer Geschichtsumdeutung.

Der Direktor der Budapester Holocaust-Zentrums für Dokumentation und Erinnerung (HDKE), Laszlo Harsanyi, ist entlassen worden. Das habe die öffentlich-rechtliche Stiftung, die das Holocaust-Zentrum betreibt, ohne offizielle Begründung bekanntgegeben, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI am Donnerstagabend.

An dieser Stiftung ist der Staat maßgeblich beteiligt, vertreten durch das Ministerium für Justiz und öffentliche Verwaltung. Die Entlassung war erwartet worden. Harsanyi sagte, er wolle den Vorgang nicht kommentieren.

Beschönigung der Rolle von Reichsverweser Horthy?

Seit Monaten spekulieren ungarische Oppositionsmedien darüber, dass die rechtsnationale Regierung Ungarns über einen Führungswechsel beim HDKE die Geschichtsdeutung ändern wolle, die in der derzeitigen ständigen Ausstellung des Holocaust-Zentrums vermittelt wird. Dabei gehe es der Regierung vor allem darum, die Rolle des bis 1944 regierenden "Reichsverwesers" (Der Begriff Verweser kommt vom althochdeutschen Wort "fuerwesan" und bedeutet "jemandes Stelle vertreten"). Miklos Horthy (1868-1957) im ungarischen Holocaust zu beschönigen.

Im März dieses Jahres hatte der für das Holocaust-Zentrum zuständige Ministerial-Staatssekretär Andras Levente Gal erklärt, Horthys Rolle werde in dieser Ausstellung nicht korrekt dargestellt. Er habe vom HDKE eine Korrektur verlangt, sagte Gal in einem Interview, das auf der Regierungs-Homepage veröffentlicht wurde.

Regierung will stärkere Kontrolle

Als wahrscheinlicher Nachfolger des entlassenen Harsanyi gilt der Historiker Szabolcs Szita. Die Betreiberstiftung hat Szita bereits um die Ausarbeitung einer neuen Ausstellungskonzeption gebeten. Aufgabe des Holocaust-Zentrums sind auch Recherchen zur Erfassung von möglichen Rückgabeansprüchen jüdischen Vermögens, dass die ungarischen Nazis enteignet hatten. Beobachter vermuten, dass die Regierung diese Recherchen stärker kontrollieren wolle.

(Ag.)

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