Cannes-Eklat: Israel bestellt neuen von-Trier-Film ab

Lars TrierEklat Israel bestellt
Lars TrierEklat Israel bestellt(c) EPA (CANNES FILM FESTIVAL / HO)
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"Melancholia" wird in Israel und Argentinien nicht zu sehen sein. Der Regisseur hatte sich positiv über Hitler geäußert und Israel kritisiert.

Lars von Triers Äußerungen über Hitler und die Nazis haben auch abseits von Cannes Folgen für den Regisseur: Nachdem er beim Filmfest zur "persona non grata" erklärt wurde und seine Akkreditierung verlor, haben auch zwei Länder seinen neuen Film abbestellt. "Melancholia" mit Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg, der im Wettbewerb in Cannes läuft, wird in Israel und Argentinien nicht zu sehen. Von Triers Geschäftspartner in der Filmgesellschaft Zentropa, Peter Albæk Jensen, bestätigte der Nachrichtenagentur Ritzau in Kopenhagen, dass der zuständige israelische Filmverleih einen schon geschlossenen Vertrag wieder auflösen wolle.

Von Trier hatte in Cannes mit "Scherzen" über Hitler eine Eklat ausgelöst und Israel kritisiert: "Ich bin sehr für Juden - aber nicht zu sehr, weil Israel absolut schrecklich ist" (im Original: "...a pain in the ass").

>>> Im Wortlaut: Die Aussagen des Regisseurs

Wenig später hatte sich von Trier entschuldigt. "Das war total schwachsinnig", sagte der 55-Jährige am Donnerstag. "Natürlich sympathisiere ich nicht mit Hitler. Ich mag ein Schwein sein, aber ein Nazi bin ich nicht."

Auch Argentinien will den Film nicht zeigen

Nach Angaben der Zeitung "Politiken" von Freitag ging bei der Filmgesellschaft Zentropa auch eine Abbestellung aus Argentinien ein. Man könne nicht den Film eines Mannes zeigen, der "mit seiner klaren Nazi-Erklärung das jüdische Volk und die ganze Menschheit gekränkt hat", hieß es in der Erklärung des Verleihs.

Jensen hatte umgehend nach den Trier-Äußerungen erklärt, er erwarte mit mehreren Ländern Probleme. Er nannte die Äußerungen seines Partners "schwachsinnig und dämlich". "Wie immer bei solchen Gelegenheiten wird sich die Aufregung schnell legen", meint Jensen.

Trailer zu ''Melancholia'' (Englisch)

"Dänische Form von Humor"

Der dänische Kulturminister Per Stig Möller sagte im Rundfunksender DR: "Trier hat sich dämlich aufgeführt und sich dafür entschuldigt. Ich dachte, damit sei die Sache erledigt, und so müsste es eigentlich auch sein."

Der Cannes-Korrespondent des Rundfunksenders DR erklärte die Empörung damit, das Publikum habe "keinen Sinn für die dänische Form von Humor".

Darauf bezog sich auch von Trier selbst in einem seiner ersten Interviews nach dem Eklat mit der "Los Angeles Times": "Das war sehr sarkastisch und sehr grob, aber das ist auch sehr dänisch. Es tut mir leid, wenn das falsch aufgefasst wurde."

"Sektierer des Jahres"

Kritisiert wurde das Auftreten von Triers etwa auch vom Simon-Wiesenthal-Zentrum in Paris. Die Aussagen seien "kalkuliert und willkürlich" gemacht worden, hieß es am Donnerstagabend. "Die einzige Belohnung, die Lars von Trier in Cannes verdient hätte, wäre jene des 'Sektierers des Jahres'".

(APA)

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