Es kommt wieder Bewegung in die CEE/SEE-Region. Die Immobilienmesse Real Vienna zeigte neue Chancen für Österreicher im Osten.
Wien. „Es ist erfreulich, dass die Messe zustande gekommen ist. Gut sind auch die Konzentration auf eine Halle und der zeitliche Rahmen von zwei Tagen“, erklärte Manfred Wiltschnigg, Vorstandsmitglied Immofinanz, auf der Messe, die am 24. und 25. Mai in Wien über die Bühne ging.
Erfreulich sind ebenfalls die Marktaussichten. „Die Prognosen stehen gut“, zeigte sich Andrea Dissauer, EHL Immobilien, im Vorfeld der Veranstaltung optimistisch. Und auch die Österreicher können von dem sich ankündigenden Aufschwung profitieren: Viele sind First Mover und während der Krise in den Ostländern geblieben. „Nun haben diese Österreicher bessere Karten als die Mitbewerber, die sich als weniger krisenresistent erwiesen haben“, erläutert Michael Ehlmaier, Geschäftsführender Gesellschafter EHL.
Eine Belebung in den vergangenen sechs Monaten attestiert auch Stefan Brezovich, Vorstand der Örag, dem CEE-Markt: „Viele Projekte, die in der Krise eingefroren wurden, werden nun wieder aufgenommen.“
Polen mit Sonderstatus
Polen habe eine Sonderstellung, sind sich die Experten einig: Hier habe die Krise kaum stattgefunden. Reinhard Schertler, Vorstand S+B Gruppe, ortet auch aktuell eine starke Nachfrage nach hochwertigen Büroflächen. EHL spricht für Warschau für heuer von einem Investmentvolumen von 2,7 Milliarden Euro. Das ist deutlich mehr als in allen anderen CEE-Hauptstädten zusammen.
Prag vergleicht Schertler mit Wien: Hier sei der Markt eher konservativ und stabil einzuschätzen. EHL erwartet für die tschechische Hauptstadt bis Jahresende einen Rückgang der Leerstandsraten auf unter zehn Prozent. In Budapest liegt diese Zahl bei über 25 Prozent. Die Startposition für die ungarische Stadt sei schlecht, aber umso größer das Aufholpotenzial, meint man bei EHL. Rumänien zählt ebenso zu den Sorgenkindern, aber so Dissauer: „Der rumänische Immobilienmarkt hat das Ärgste überwunden.“ Bratislava hinke der Aufwärtsentwicklung etwas hinterher.
Nicht mehr ausschließlich Core
„Lange wurde fast ausschließlich auf Core-Objekte gesetzt. Jetzt wird auch im Core-plus-Segment gesucht“, erläutert Wiltschnigg. Georg Muzicant, CEO Colliers International, bestätigt für die kommende Zeit ebenfalls die Chance, dass sich die Nachfrage nicht mehr nur auf das Core-Segment sondern auch auf B-Lagen erstrecken wird.
Vorsicht und Vernunft
In der Hotelbranche sieht Michael Widmann, Managing Partner PKF Hotelexperts, Vorsicht: „Die Akteure sind nach der Krise ein bisschen vernünftiger geworden.“ Als die drei wichtigsten Märkte für sein Unternehmen nennt er Russland, die Türkei und – trotz wirtschaftlicher Probleme – die Ukraine. Bei Kohl & Partner stellt man für Wien im Segment – nach den Rekordnächtigungszahlen von 2010 – für heuer weitere Steigerungen in Aussicht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.05.2011)