Rapids Andreas Marek hat die Distanz zur „Westtribüne“ verloren.
Er macht seinen Job aus Liebe und aus Leidenschaft, aber es gibt Tage, da wurde er am liebsten alles hinschmeißen. Andreas „Andy“ Marek gilt als die „Stimme Rapids“, in Wahrheit ist er Klubservice-Leiter und das Bindeglied zu den Fans. Jetzt sind den Hütteldorfern einige Fan-Gruppierungen entglitten, Marek konnte sie im Derby am Sonntag nicht mehr im Zaum halten.
Der 49-jährige Andreas Marek kennt die Übeltäter zum Teil, viele waren vermummt, haben das getan, was der gebürtige Waldviertler und Familienvater aus Groß-Siegharts nicht für möglich gehalten hätte. Auch für ihn ist eine Welt zusammengebrochen, weil es bei Heimspielen in den vergangenen Jahren keine nennenswerten Probleme gegeben hat. In der Fremde jedoch, da haben die Rapidler des Öfteren gewütet.
Begonnen hat Marek seine Tätigkeit bei Rapid 1992. Die Hütteldorfer suchten damals einen Platzsprecher, der Waldviertler, der zu dieser Zeit ein Textilunternehmen führte, griff zu. Der modebewusste Entertainer, der 1984 an der österreichischen Vorausscheidung zum Grand Prix Eurovision de la Chanson teilgenommen hatte, engagierte sich im Verein dermaßen, dass seine Aufgabenbereiche zu wachsen begannen. 1994 wurde das „Klubservice“ nach seiner Idee gegründet. Er organisiert Mitgliederversammlungen und -veranstaltungen, die legendäre Rapid-Weihnachtsfeier, Fanfahrten. Marek ist mehr als nur ein Mädchen für alles.
Die Nähe des Platzsprechers und Funktionärs zum harten Fankern hat in der Vergangenheit oft zur Beruhigung der Situation geführt, aber Andreas Marek hat die nötige Distanz zu den Problemfans verloren. „Jetzt werden wieder alle kommen und sagen, wir haben zu viel durchgehen lassen“, sagte er nach dem Skandal-Derby und machte sich mit derlei Aussagen vor laufenden TV-Kameras selbst angreifbar. Er zeigte: Es gibt Situationen, in denen man nicht mit dem Finger auf andere zeigt. w.w.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2011)