Türkisch-Lehramt liegt in Händen der Koalition

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TuerkischLehramt liegt Haenden Koalition(c) APA (Herbert Neubauer)
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Ressentiments prägen die Diskussion um Türkisch als Maturafach. Die Regierung zieht sich zurück.

Die Aufregung rund um die Forderung der Grünen, Türkisch-Lehramtsstudien und Türkisch als Maturafach einzuführen („Die Presse“ berichtete), war erwartbar groß. Während die Etablierung der anderen 14 im Lehrplan verankerten Fremdsprachen ohne großen Wirbel über die Bühne gegangen ist, sehen hier vor allem die Rechtsparteien Gelegenheit, sich ins Rampenlicht zu rücken. Anstatt rationaler Argumente bestimmten Ressentiments die Diskussion. Die Folge: Die Regierungsparteien rudern zurück.

Dass die Einführung des Lehramtsstudiums Türkisch tatsächlich ein „Tor zur Integrationsverweigerung“ ist, wie das BZÖ behauptet, oder gar „die Bildung von Parallelgesellschaften fördert“, wie die FPÖ sagt, ist absurd. Denn immerhin geht es nicht darum, Türkisch als Unterrichtssprache einzuführen, sondern als zweite lebende Fremdsprache. Betroffen sind davon nur Schüler höherer Schulen: Sie haben bereits ein sehr hohes Bildungsniveau und dementsprechend gute Deutschkenntnisse. Im Gegenteil: Bildungsexperten sehen in der Förderung der Muttersprache die Basis für eine erfolgreiche Bildungskarriere. Die türkische Sprache ist auch aus wirtschaftlicher Sicht wichtig. Dass Türkisch von Vorteil ist, „steht außer Zweifel“, heißt es etwa vonseiten der Industriellenvereinigung.

Und dennoch: Die Ausarbeitung eines entsprechenden Curriculums für das Türkisch-Lehramt liegt nun auf Eis. Im roten Unterrichtsministerium schiebt man die Schuld auf die zögerliche ÖVP. Die Verärgerung der Uni Graz, die ursprünglich mit der Ausarbeitung eines Curriculums betraut wurde, ist groß. Denn erst wenn es ein entsprechendes Unterrichtsfach gebe, mache es Sinn, das Lehramtsstudium anzubieten. Dem widerspricht das Ministerium: Man könne den autonomen Unis nicht vorschreiben, was sie anbieten sollen. Auch wenn das Argument sachlich richtig ist, drohen durch die gegenseitigen Schuldzuweisungen – wie so oft im Bildungsbereich – auch hier Blockaden.

E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2011)

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