Das Handspiel von Wiener Neustadt sorgt für Spekulation. Eine Faktensammlung.
Wien/Gh. Ein 21-Jähriger begeht in der 87. Minute ein scheinbar mutwilliges Handspiel im Strafraum. Er beteuert seine Unschuld, spricht von „Reflex“, der Klub steht hinter ihm. Ein Reflex, der Sturm Graz zum Meister machen könnte. „Die Presse“ hat die Fakten zusammengetragen. Unter „plus“ jene, die im Sinn des Sports gegen eine Manipulation sprechen.
+ Wettbetrüger, das legen die Aussagen des Ganoven Ante Sapina und die einschlägige Fachliteratur nahe, hüten sich in aller Regel davor, Spiele zu manipulieren, die im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Dass ein meisterschaftsentscheidendes Spiel manipuliert wird, halten Experten deshalb für unwahrscheinlich.
+ Edin Salkic war nur noch zufällig auf dem Spielfeld. Minuten vor seinem Handspiel hätte er ausgetauscht werden sollen, seine Nummer 18 war auch schon aufgezeigt, doch in letzter Sekunde wurde ein angeschlagener Mitspieler vom Feld genommen.
+ Die Behauptung, Salkic käme aus dem Sturm-Stall und sein Foul käme dem Exklub zugute, ist oberflächlich. Er spielte für Sturm in drei Spielen ganze 14 Minuten. Er stammt aus dem Austria-Nachwuchs, besuchte die Austria Akademie und spielte als Profi auch für Austria Amateure, Leoben, Austria Lustenau und Hartberg.
- Edin Salkics Handspiel kam ohne Bedrängnis zustande. Solche „Reflexe“ kommen unter Profis sehr selten vor.
- Salkic galt schon sehr jung als Riesentalent, hatte Angebote von internationalen Topklubs. Einer größeren Karriere stand bisher sein schwieriges privates Umfeld im Weg.
Auf betfair.com, einem Online-Wettanbieter, wurde in Asien vor dem Spiel auf einen Sturm-Sieg siebenmal so viel gewettet als üblich. Es geht um Wetteinsätze von 200.000 Pfund und Gewinne von 80.000 Pfund.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2011)