„Schauplatz“: Kein Nazi-Sager gefunden

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Auf Betreiben der FPÖ wurde ein „Schnaufer“ auf ORF-Bändern untersucht. Das übertönte Gespräch ist ohne Naziparolen. Ein gerichtlich beeideter Sachverständiger fand wieder keine einschlägigen Zitate.

Am Montag wurde ORF-Reporter Ed Moschitz für seine Milieustudie „Am rechten Rand“ mit dem Fernsehpreis der Erwachsenenbildung ausgezeichnet. Doch die Freude über diese Reportage, für die zwei jugendliche Skinheads unter anderem auf eine Wahlveranstaltung der FPÖ begleitet wurden, bleibt weiterhin getrübt: Seit März 2010 schwelt nun schon der Rechtsstreit zwischen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Moschitz. Strache wirft Moschitz vor, die zwei Jugendlichen für seinen in der ORF-Reihe „Am Schauplatz“ ausgestrahlten Beitrag zu Naziparolen angestiftet zu haben.

Mittlerweile liegt dazu ein zweites Gutachten vor: Ein gerichtlich beeideter Sachverständiger fand wieder keine einschlägigen Zitate. Der Experte nahm einen „verdächtigen Schnaufer“ unter die Lupe, den die FPÖ als Beweis für Manipulationen am Originalband vorgelegt hat. Das Atemgeräusch übertönt Teile des Gesprächs zwischen den beiden Burschen. Der Gutachter beförderte mit technischen Hilfsmitteln deren Dialog zutage – fand aber nichts Verdächtiges: „Die gesuchten Worte ,Sieg Heil‘ konnten darin nicht gefunden werden“, schreibt er.

Manipulation bleibt ungeklärt

Die Frage, ob das Band manipuliert worden sei, um Nazi-Sager im Nachhinein zu kaschieren, kann der Sachverständige nicht eindeutig beantworten. Man habe „die zur Verfügung stehenden Mittel ausgereizt“, heißt es. Nach derzeitigem Stand der Untersuchungen sei die Wahrscheinlichkeit für und wider eine Manipulation gleich gegeben. Weitere Arbeiten an den Aufnahmen müssten nun „an andere Gutachter vergeben werden“.

Nicht nur Moschitz, auch Strache muss sich in der Angelegenheit verantworten: Gegen ihn wird in der Causa wegen möglicher falscher Beweisaussage und des Verdachts auf Verleumdung ermittelt. apa/i.w.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2011)

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