Der FC Barcelona holt die Champions League-Trophäe

Jubel beim FC Barcelona
Jubel beim FC Barcelona(c) AP (Matt Dunham)
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Im Endspiel um Europas Klubfußball-Krone zeigt der FC Barcelona Gegner Manchester United die Grenzen auf und gewinnt 3:1. Mit Pedro, Messi und Villa treffen alle drei Stürmer.

Der Tag des 20-jährigen Alex Ferguson begann um sechs Uhr morgens. Vor seiner strahlenden Karriere als Profi-Fußballtrainer begleitete der Schotte seinen Vater in die Fabrik, wo der junge Alex als Werkzeugmacher arbeitete. Gut 50 Jahre später hätte Ferguson ein ganz spezielles Werkzeug gebraucht, um im Champions League-Finale den FC Barcelona, die derzeit wohl beste Mannschaft der Welt zu knacken. Doch die Lehrzeit ist wohl zu lange her, sein Team konnte bei der 1:3-Niederlage nur streckenweise mithalten.

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Manchester United, wo Ferguson seit 25 Jahren tätig ist, ging die schwierige Aufgabe im ausverkauften Wembley-Stadion überraschend offensiv an. Ferguson machte seinem Ruf als Frühaufsteher alle Ehre. Er hatte richtig erkannt, dass Abwarten dem perfekten Ballbesitz-System der Spanier nur in die Karten spielen würde. Und Barça ließ sich wirklich davon überraschen. Schon nach zehn Minuten musste Torhüter Victor Valdes die Katalanen zweimal in höchster Not vor dem Rückstand retten.

Dann wachte auch Barcelona auf. Ausnahmefußballer Lionel Messi, der von den „Red Devils" oft mit rustikalen Mittel gebremst wurde, fand von Minute zu Minute mehr Platz für seine gefährlichen Aktionen. Teilweise ließ er sich dabei auch von vier Gegenspielern gleichzeitig nicht aufhalten. Großteils kannte Messi diese schon. Auch im „Eliteliga"-Finale 2009 von Rom, als Barcelona die Engländer an die Wand gespielt hatte, standen Rio Ferdinand, Nemanja Vidić und Patrice Evra bereits in der Manchester-Viererkette. Und Edwin van der Sar im Tor. Der 40-jährige Niederländer musste in seinem vierten Champions League-Finale sein ganzes Können aufbieten, um Barcelonas anlaufende Angriffsmaschinerie zu bremsen. Spätestens nach der Großchance von Pedro (16.) zeichnete sich das Führungstor für Barcelona deutlich ab.

Manchesters Defensive zu langsam

In der 27. Minute fiel es: Xavi zeigte Manchesters größtes Problem an diesem Abend auf. Die Defensive war sowohl gedanklich als auch körperlich viel zu langsam. Dem genialen Pass von Xavi auf den völlig freien Pedro konnten Vidic und Evra nur bewundernd hinterher schauen, während der Spanier Van der Sar schon mit einem Schuss ins kurze Eck bezwang.

Zur Freude aller United-Fans und neutralen Zuschauer, die 90 Minuten lang großen Fußball sehen sollten, kam Manchester sieben Minuten später überraschend zum Ausgleich. Nach einem Doppelpass mit Ryan Giggs bot sich Wayne Rooney aus elf Metern die Chance und der bullige Brite markierte mit einem satten Schuss das 1:1.

Barcelona ließ sich nur kurz aus dem Konzept bringen, bis zur Pause hatten die Katalanen das Spiel wieder im Griff. Und auch nach Wiederanpfiff war schnell klar, wohin die Reise gehen sollte: Van der Sar parierte in der 52. Minute einen Schuss von Dani Alves noch stark, drei Minuten später war der Ball aber schon wieder im Tor des 40-Jährigen. Vier Sekunden lang blieb Lionel Messi 20 Meter vor dem Tor unbehelligt. Das war zu lange. Der Argentinier traf Ferguson und seine Elf mitten ins Herz.
Diesmal gab es aber keinen überraschenden Ausgleich für die Engländer. Der Schmerz saß tief, einige böse Frustfouls legten Zeugnis davon ab.

In der 69. Minute die Vorentscheidung: Einmal mehr konnte die Abwehr der „Red Devils" den Ball nicht klären, David Villa vertrieb mit einem prachtvollen Treffer aus 20 Metern zum 3:1 alle Zweifel am vierten Sieg im Wettbewerb um Europas Fußballkrone.

Eine schöne Geste gab es nach Abpfiff: Eric Abidal, der vor zwei Monten noch mit einer schweren Krebserkrankung zu kämpfen hatte, und heute schon wieder in der Startelf stand, durfte als erster den begehrten "Henkelpokal" stemmen.

Auf einen Blick

FC Barcelona – Manchester United 3:1 (1:1)

Wembley-Stadion, 86.000 Zuschauer, SR V. Kassai (HUN)

FC Barcelona:
Valdes, Alves (88. Puyol), Mascherano, Piqué, Abidal, Busquets, Xavi, Iniesta, Pedro (92. Afellay), Messi, Villa (86. Keita)

Manchester United:
Van der Sar, Fabio (70. Nani), Ferdinand, Vidic, Evra, Carrick (77. Scholes), Giggs, Valencia, Park, Hernandez, Rooney

Tore: Pedro (27.), Messi (54.), Villa (69.) bzw. Rooney (34.)

("Die Presse", Printausgabe vom 29. Mai)

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