Hintergrund: Die vier AKW-Betreiber in Deutschland

Archivbild: Das AKW Philippsburg.
Archivbild: Das AKW Philippsburg.(c) EPA
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Die 17 deutschen Atomkraftwerke sind in der Hand von nur vier Konzernen: E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall.

Die deutsche Regierungskoalition hat den Ausstieg aus der Atomenergie besiegelt. Bis spätestens 2022 sollen alle 17 deutschen Atomkraftwerke vom Netz sein. Sie sind in der Hand von nur vier Konzernen: E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall.

E.ON

E.ON ist der größte AKW-Betreiber in Deutschland und der zweitgrößte in Europa. In der Bundesrepublik betreibt der Konzern sechs AKW: Brokdorf, Isar 1 und 2, Unterweser, Grohnde und Grafenrheinfeld. An weiteren fünf Atomkraftwerken ist E.ON beteiligt. Fast die Hälfte seiner Stromproduktion erzeugt der Konzern in Deutschland mit AKW. Konzernweit sind es 26 Prozent. In Großbritannien will E.ON mit RWE neue Meiler bauen.

Der Konzern hat seine Prognose unter den Vorbehalt gestellt, dass alle Meiler nach dem Atom-Moratorium (Alte Meiler wurden nach der Atomkatastrophe von Fukushima bereits vom Netz genommen; Anm.) weiterlaufen. Die Einbußen durch den dreimonatigen Stillstand der AKW Isar 1 und Unterweser beziffert er auf 250 Millionen Euro.

RWE

RWE betreibt in Deutschland fünf AKW: Emsland, Gundremmingen B und C, sowie Biblis A und B. Die beiden letzten AKW gehören zu den ältesten und waren bereits im Zuge des Atom-Moratoriums abgeschaltet worden. Der dreimonatige Stillstand kostet den Konzern zwischen 150 und 200 Millionen Euro. Als einziger AKW-Betreiber klagt RWE gegen das Moratorium. Auch gegen die nun vereinbarten Ausstiegspläne der Regierung erwägt RWE eine Klage.

Der zweitgrößte deutsche Versorger erzeugt in Deutschland etwa ein Viertel seines Stroms mit Kernkraft. Konzernweit beträgt der Anteil 20 Prozent. Je nach Tempo des Atomausstiegs und den Rahmenbedingungen der Restlaufzeiten sind "erhebliche Auswirkungen auf die langfristige Ertragslage der Konzerns möglich". Vorstandschef Jürgen Großmann hat sich wie kein zweiter Betreiber für die Atomkraft in die Bresche geworfen. "Wir betreiben Kernkraftwerke. Und dazu stehen wir." Er nimmt auch die Gegner aufs Korn: "Wir haben derzeit in Deutschland so viele Energieexperten wie sonst nur Fußball-Bundestrainer."

EnBW (Energie Baden-Württemberg)

EnBW ist bei der Stromerzeugung zu 51 Prozent von seinen vier AKW-Blöcken abhängig: Zwei stehen in Philippsburg am Rhein, zwei in Neckarwestheim bei Heilbronn. Die beiden älteren Blöcke (gebaut 1976 und 1979) standen bereits im Rahmen des Moratoriums still. Neckarwestheim I will EnBW abgeschaltet lassen, da sich eine Nachrüstung mit neuer Sicherheitstechnik nicht lohne. Ein erneutes Anfahren von Philippsburg I hat bereits die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg ausgeschlossen, wozu sie als Großaktionär bei EnBW auch die Macht hat.

EnBW könnte dies teuer zu stehen kommen: Schon der dreimonatige Stillstand von zwei Blöcken führt 2011 zu einem Gewinnrückgang um 15 bis 25 Prozent. In der Atomdebatte hält sich EnBW-Chef Hans-Peter Villis zurück, vor allem seit Grün-Rot das Sagen hat. Das Atom-Moratorium nahm der 2007 von E.ON zu EnBW gewechselte Manager weitgehend klaglos hin.

Vattenfall

Tritt EnBW-Chef Villis in der öffentlichen Diskussion im Vergleich zu E.ON-Chef Johannes Teyssen und Großmann zurückhaltend auf, so ist der Chef von Vattenfall Europe, Tuomo Hatakka, kaum wahrnehmbar. Dabei haben auch die Schweden einiges zu verlieren. Sie halten 67 Prozent der Anteile an dem AKW in Brunsbüttel, 50 Prozent an Krümmel und 20 Prozent an Brokdorf. Nach einer Pannenserie stehen die von Vattenfall betriebenen AKW Krümmel und Brunsbüttel allerdings seit Jahren still. So soll es nun auch bleiben.

Als sie 2006 noch liefen, betrug der Anteil der Atomkraftwerke an der Stromproduktion des Konzerns in Deutschland 29 Prozent. Im Gesamtkonzern liegt er derzeit bei 26 Prozent. Die öffentliche Zurückhaltung könnte auch daran liegen, dass das Krisenmanagement von Vattenfall bei Atompannen selbst bei den übrigen Betreibern für Kopfschütteln gesorgt hatte.

(Ag.)

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