Tabakgesetz: „Nur Nichtraucherlokale sicher“

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Die Akademie der Wissenschaften sieht bereits Verbesserungen der Feinstaubsituation im Freien und Nachholbedarf in geschlossenen Räumen. Die Experten kritisieren die Rauchergesetzgebung in Gaststätten.

Wien/APA. Solange in Lokalen geraucht werden darf, sollte man Familien mit Kleinkindern darauf hinweisen, dass nur reine Nichtraucherlokale wirklich sicher seien: Dies erklärt Marianne Popp, Obfrau der Kommission für Reinhaltung der Luft der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Tabakrauch produziere große Anteile extrem kleine Partikel, und diese dringen laut den Experten nachweislich auch in die Nichtraucherabteile von Gaststätten vor.

Während sich die Feinstaubsituation im Freien wenigstens teilweise verbessert habe, steht es laut einhelliger Meinung der Experten der Kommission in geschlossenen Räumen oft nicht zum Besten. Die Wissenschaftler kritisierten in einer Pressekonferenz am Montag in Wien die Rauchergesetzgebung in Lokalen: „Nichtraucherzimmer sind Mitraucherzimmer“, sagte Umweltmediziner Manfred Neuberger.

Sorgenkind der Forscher ist der ultrafeine Staub, mit Größen im Nanometerbereich, also unter 100 Nanometern (1000 Nanometer sind ein Mikrometer, und 1000 Mikrometer sind ein Millimeter). Derart feiner Staub wird von Routinemessungen kaum erfasst, es stelle sich aber immer mehr heraus, dass diese Partikel für die menschliche Gesundheit besonders bedenklich sind. Physiker sind mittlerweile in der Lage, die Konzentrationen des ultrafeinen Staubs zu bestimmen. Bis entsprechende Geräte für flächendeckende Messungen zur Verfügung stehen, wird es allerdings noch einige Zeit dauern.
Eine Maßnahme zur Reduktion von ultrafeinen Stäuben in der Außenluft sieht Popp in der Einführung von 100-km/h-Limits für den Straßenverkehr. Auch dadurch würde der Anteil der gefährlichen Partikel in der Luft deutlich gesenkt.

Ultrafeine Stäube werden von Medizinern sowohl als chronische wie auch als akute Gesundheitsgefährdung gesehen. Besonders gefährdete Personen, etwa mit Herz- oder Gefäßerkrankungen, könnten durch Rauchen oder durch den Aufenthalt in Raucherräumen unmittelbar krank werden, etwa einen Infarkt erleiden. Die aufgenommenen Partikel werden durch die geringe Größe im Körper verteilt und seien selbst im Gehirn nachweisbar, berichtete Neuberger. Die winzigen Teilchen werden nicht zuletzt für Entzündungsreaktionen und Störungen der Blutgerinnung in Verbindung gebracht.

Ärztekammer: Teurere Zigaretten

Gleichzeitig setzte sich am Montag die Ärztekammer für ein strengeres Rauchverbot im öffentlichen Raum und in Lokalen ein: Das derzeitige Tabakgesetz ist für ÖÄK-Präsident Walter Dorner eine „halbherzige, typisch österreichische Lösung“. Ein Blick über die Landesgrenzen zeige, dass in Ländern, die ein absolutes Rauchverbot praktizieren, die Erkrankungen rückläufig sind. Auch von einem Wirtesterben könne keine Rede sein, betonte Dorner. Gefordert werden auch eine spürbare Erhöhung der Zigarettenpreise sowie eine Ausweitung des Angebots an Rauchertherapie.

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