"Sterbende Stadt" Grand Rapids schlägt zurück

Sterbende Stadt Grand Rapids
Sterbende Stadt Grand Rapids(c) Screendhot: YouTube
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Das US-Magazin "Newsweek" bezeichnete Grand Rapids in Michigan als "sterbende Stadt". Die Bewohner führen auf YouTube eindrucksvoll vor Augen, wie lebendig ihr Wohnort ist. Und zwingen "Newsweek" zu einer Reaktion.

Es begann mit einem simplen Ranking: Das Magazin "Mainstreet" veröffentlichte im Jänner eine Liste mit "Amerikas sterbenden Städten", in denen die Einwohnerzahl zwischen 2000 und 2009 deutlich gesunken war. Auf Platz zehn landete Grand Rapids, ein Städchen in Michigan, mit weniger als 200.000 Einwohnern, das am Niedergang der Autoindustrie in Michigan laboriert und einen Bevölkerungsschwund von zwei Prozent aufwies. Das große US-Magazin "Newsweek", das mit "Mainstreet" zu dieser Zeit Inhalte austauschte, übernahm das Ranking - und löste damit einen Protest in Grand Rapids aus.

Denn in dem Städtchen fürchtete man sich nicht nur um das Image der Stadt, negative Presse kann natürlich auch dringend benötigte Investoren fernhalten. Die Einwohner wurden aktiv, gründeten Facebook-Gruppen mit Titeln wie "Grand Rapids Michigan Is Alive & Kickin" und starteten Blogs.

5000 Menschen bewegen Lippen zu "American Pie"

Der Protest gipfelt nun in einem spektakulären Video mit 5000 Mitwirkenden, aufgenommen im "realen Leben": Der 22-jährige Eventmanager Rob Bliss kam auf die Idee, mit einem LipDub-Clip Aufmerksamkeit zu erregen. Er und sein Team filmten am 22. Mai eine Choreografie, die quer durch die Stadt führt, ohne Schnitt ab. Zu einer Live-Version von Don McLeans Hymne "American Pie" mit der passenden Textzeile im Refrain "this will be the day that I die" bewegen Einwohner die Lippen. Die Unterstützung war riesig: Die Polizei, Feuerwehr, Kapellen, Yoga-Gruppen und selbst ein Hochzeitspaar machten mit, ganze Straßenzüge wurden abgesperrt.

Das YouTube-Video ''The Grand Rapids LipDub''

Immer wieder nehmen sie dabei Bezug auf den kryptischen Text, der sich lose um den Tod von Buddy Holly dreht: "With a pink carnation and a pickup truck" heißt an einer Stelle etwa. Passend dazu fährt im LipDub-Video ein junges Paar im Pick-Up-Truck fährt vorbei. Am Schluss geht die Kamera sogar in die Luft: Von einem Hubschrauber aus wird die Stadt und die ins Gras geschriebene Botschaft "Experience Grand Rapids" gefilmt.

"Newsweek" schiebt "Mainstreet" Schuld zu

Damit hat es Grand Rapids weltweit in die Medien geschafft, so berichteten etwa die britische "Daily Mail" und im deutschen Sprachraum ORF.at darüber. Und sowohl "Newsweek" als auch "Mainstreet" haben reagiert: "Newsweek" gibt den schwarzen Peter an "Mainstreet" weiter - "wir lieben euer LipDub-Video" heißt auf der Facebook-Seite zum Thema. Die Journalisten bei "Mainstreet" hätten Methoden angewandt, die das jetzige Redaktionsteam nicht gutheiße. Die Partnerschaft, bei der Inhalt ausgetauscht wurde, gibt es nicht mehr.

"Mainstreet" verteidigt sich: Das Ranking sei nur eine Momentaufnahme. So rangiere New Orleans etwa auf Platz eins. Nach dem Hurrikan Katrina, bei dem drei Viertel der Bewohner aus der Stadt flüchten mussten, sei ein Teil der Einwohner weggezogen - einige würden aber zurückkehren, außerdem gäbe es inzwischen auch viele neu Hinzugezogene und neue Wirtschaftszweige, die sich angesiedelt hätten. Die Liste habe niemanden beleidigen wollen, so das Magazin.

Für Grand Rapids ist das Video jedenfalls ein Erfolg: Bis Mittwochnachmittag verzeichnete es fast eine Million Zugriffe - und das in vier Tagen. Und mit der riesigen LipDub-Aktion soll sogar ein Weltrekord aufgestellt worden sein.

(her)

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