Bizarrer Streit um tschechische Kunstwerke

Bizarrer Streit tschechische Kunstwerke
Bizarrer Streit tschechische Kunstwerke(c) AP (MATTHIAS RIETSCHEL)
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Aus Angst vor Pfändung holt Tschechien holt Kunstwerke aus Ausstellungen im Ausland ab. In Österreich waren zwei Werke beschlagnahmt worden.

Aus Angst vor Pfändungen holt Tschechien offenbar in großer Eile ins Ausland verliehene Kunstwerke zurück: Am Montag wurden zwei Leihgaben aus der Aachener Ausstellung "Leonardo des Nordens - Joos van Cleve" zurückgezogen. Die Werke sollten bis zum 26. Juni im Suermondt-Ludwig-Museum ausgestellt werden. Am Dienstag wurden dann zwei Terrakotten aus der deutschen Landesausstellung "Via regia" in der Görlitzer Kaisertrutz in Sachsen abgeholt, teilten die Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden mit. Es handelt sich um eine Terrakottaplatte mit Blattrelief und ein Pilasterkapitell aus dem 16. Jahrhundert. Die Staatlichen Kunstsammlungen gehen davon aus, dass die Stücke nach einer kurzfristigen Verständigung zwischen dem Bund, Sachsen und der tschechischen Regierung wieder nach Görlitz zurückkehren.

Drei Werke in Wien beschlagnahmt

Die Prager Regierung reagiert mit der Aktion auf den Verlust von drei Kunstwerken vor zwei Wochen: Ein Gericht in Wien hatte sie in einem 20 Jahre zurückreichenden Streit aus einer Ausstellung des Belvedere beschlagnahmen lassen. Mitten in der laufenden Ausstellung "Dynamik! Kubismus / Futurismus / Kinetismus" wurden drei Kunstwerke aus tschechischem Staatsbesitz beschlagnahmt.

Betroffen waren die Bronze "Umarmung" von Otto Gutfreund (1913/14) und das Ölgemälde "Tänzerin" von Vincenc Benes (1912) aus der Nationalgalerie Prag sowie das Gemälde "Zwei Frauen" von Erwin Filla (1913) aus der Mährischen Galerie in Brno.

166 Millionen Euro Entschädigung gefordert

Die Blutplasma-Firma Diag Human fordert von Tschechien 370 Millionen Euro Entschädigung. Diag Human wurde von einer Blutplasma-Ausschreibung ausgeschlossen - zu Unrecht, wie ein Pariser Schiedsgericht im August 2008 entschied. Die Firma Diag Human des tschechischen Unternehmers Josef Stava hat daraufhin den Exekutionstitel vor einem Wiener Bezirksgericht erstritten.

Diag Human hatte 1990 ein Auswahlverfahren für Geschäfte mit Blut-Plasma im tschechischen Gesundheitswesen für sich entschieden. Der damalige tschechische Gesundheitsminister Martin Bojar wollte dies jedoch nicht anerkennen und schrieb ein neues Auswahlverfahren aus, in dem andere Firmen zum Zug kamen. 1992 schrieb Bojar einen Brief an die dänische Firma NovoNordisk, worauf die Dänen die Zusammenarbeit mit Diag Human abbrachen.

Diag Human verklagte daraufhin den tschechischen Staat. Ein Schiedsgericht hatte im August 2008 entschieden, dass Tschechien einen Schadenersatz in Höhe von 4,08 Milliarden Kronen (166 Millionen Euro) und dazu auch Zinsen in Höhe von 4,8 Milliarden Kronen an Stava zahlen soll.

Tschechien verlor ähnliche Verfahren

Tschechien hatte früher bereits ähnliche Verfahren verloren. Die bekannteste Affäre war der Streit um den privaten TV-Kanal Nova, nach dem Tschechien wegen mangelnden Investitionsschutzes 10,4 Mrd. Kronen an die US-Firma CME von Ronald Lauder zahlen musste.

(APA/Red.)

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