Zuwanderung für Fachkräfte soll einfacher werden

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Eine überparteiliche Zuwanderungskommission hat Vorschläge erarbeitet, wie die Bundeshaupstadt Wien attraktiv für dringend benötigte ausländische Fachkräfte wird. Nun wurden erste Maßnahmen dazu angekündigt.

Wien/Stu. Es war ein Bild mit Seltenheitswert. Die Klubchefs von SPÖ, ÖVP und Grünen saßen am Mittwoch friedlich vereint mit Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger an einem Tisch. Nur die FPÖ war nicht vertreten – weil sie die Zuwanderungskommission ablehnt. Dabei handelt es sich um ein Expertengremium, das für die Stadt die Neuzuwanderung nach Wien völlig neu regeln soll.

Im Jänner 2010 legte dieses Gremium einen Forderungskatalog vor. Nun hat sich Frauenberger mit den Klubchefs Christine Marek (ÖVP), David Ellensohn (Grüne) und Rudolf Schicker (SPÖ) auf erste politische Maßnahmen geeinigt. „Denn ab 2014 (dann fallen die letzten Beschränkungen am Arbeitsmarkt innerhalb der EU, Anm.) wird es in diesem europäischen Raum von 500 Millionen Menschen eine hohe Mobilität geben. Die defensiven Instrumente von heute sind dann nicht mehr anwendbar“, sagt Thomas Oliva, parteifreier Vorsitzender der Kommission. „Im Jahr 2010 sind 78.000 Menschen nach Wien zugewandert, 64.000 haben die Stadt verlassen.“ Dieser Mobilität müsse Rechnung getragen werden – wobei sich alle bei der Stoßrichtung einig sind: Die Stadt muss dafür sorgen, dass höher qualifizierte Fachkräfte nach Wien ziehen, nicht schlecht qualifizierte Migranten. Als erste Maßnahme soll es Vereinfachungen beim Zuzug von Schlüsselarbeitskräften geben, um bürokratische Hürden abzubauen.
•Virtuelle Anlaufstelle. Auf einer mehrsprachigen Internetseite sollen Fachkräfte alle Infos über die Stadt, Arbeitsgenehmigungen, Wohnmöglichkeiten etc. bekommen. Dabei wird es eigene Bereiche geben, die auf Hoch- und Höchstqualifizierte, Spezialisten, Facharbeiter aber auch Studierende abgestimmt sind.
•Online-Jobbörse. Als Teil der virtuellen Anlaufstelle wird eine Online-Jobbörse implementiert. Sie bietet jenen, die in Österreich arbeiten wollen, die Möglichkeit, Qualifikationsprofile zu erstellen. So können potenzielle Zuwanderer sofort mit Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammengebracht werden.
•One-Stop-Shop. Nach diesem Prinzip sollen Anlaufstellen geschaffen werden, die qualifizierten Zuwanderern sämtliche benötigte Informationen über den Standort Wien und das Leben in Österreich liefern. Dazu gehören Antworten auf alle Fragen im Zusammenhang mit der Niederlassung. Also Jobsuche, Wohnungssuche, Sozialversicherung, Bildungseinrichtungen wie Schulen für die Kinder usw.

Für die Beseitigung eines großen Problems braucht Wien allerdings die Hilfe der Bundesregierung. Dabei geht es um die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen in Österreich (Nostrifikation). Frauenberger: „Das ist das berühmte Beispiel vom ausländischen Universitätsprofessor, der in Wien Taxi fährt, weil seine Ausbildung nicht anerkannt wird.“

Weitere Stoßrichtungen: Ausländer, die in Wien studieren, sollen nach Abschluss des Studiums in Wien gehalten werden. Es sollen neue Anwerbestrategien für die international begehrten Facharbeiter entwickelt werden. Und: Es soll ein Klima geschaffen werden, in dem kein Zuwanderer das Gefühl hat, in Wien nicht willkommen zu sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2011)

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