Hacker stehlen Daten des Währungsfonds

Hacker attackieren Internationalen Währungsfonds
Hacker attackieren Internationalen Währungsfonds(c) Reuters (JONATHAN ERNST)
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Hinter dem Cyber-Angriff soll eine Regierung stehen. "Der Fonds ist voll funktionstüchtig", betont ein Sprecher des IWF. Eine "große Menge" an Daten sei entwendet worden.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist Medienberichten zufolge möglicherweise der Cyberattacke einer ausländischen Regierung zum Opfer gefallen. Dabei sei "eine große Menge" Daten entfernt worden, meldete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg ferner unter Berufung auf einen Kenner der Umstände. Betroffen seien E-Mails und andere Dokumente. Welche Regierung hinter dem Angriff stecken soll, blieb offen. Spekulationen kreisten aber um eine mögliche Verstrickung Chinas.

Fonds trotz Angriffs "voll funktionsfähig"

Der Angriff auf das Computersystem des Fonds, in dem Berichten zufolge hochvertrauliche Daten über die Finanzsituation verschiedener Länder gespeichert sind, habe sich vor der Festnahme Strauss-Kahns am 14. Mai ereignet, berichtete Bloomberg weiter. IWF-Sprecher David Hawley hatte per E-Mail erklärt, der Weltwährungsfonds sei "voll funktionsfähig". Zu dem Vorfall sei eine Untersuchung eingeleitet.

Die "New York Times", die am Samstag zuerst über die Attacke berichtet hatte, zitierte Insider mit den Worten, der Hackerangriff sei ernst und ausgefeilt gewesen. "Es war ein sehr bedeutender Eingriff." Blomberg berichtete von einer E-Mail an die Mitarbeiter des Fonds vom 8. Juni, in der von "einigen verdächtigen Datentransfers" die Rede sei.

Verbindung zur Weltbank gekappt

Eine Untersuchung habe ergeben, dass ein Desktop-Computer des Fonds missbräuchlich benutzt worden sei, um in das Computersystem des IWF einzudringen. Wie es weiter hieß, sei vorsichtshalber eine Computerverbindung zum Informationsaustausch zwischen der Weltbank und dem IWF vorübergehend gekappt worden. Beide Hauptquartiere liegen sich an einer Straße in Washington gegenüber.

Der Zeitung zufolge geht man beim Währungsfonds nicht davon aus, dass der Eingriff mit dem spektakulären Hackerangriff auf das Unternehmen RSA Security vom März zusammenhängt. Die Firma liefert Sicherheitsschlüssel zum Schutz vor unbefugten Zugriffen auf Computersysteme und hat weltweit Tausende von Unternehmen als Kunden. Erst im vergangenen Monat hatten Hacker offenbar mit Hilfe der bei RSA Security gestohlenen Informationen versucht, in das Computersystem des US-Rüstungsriesen Lockheed Martin einzudringen. Auch der IWF ist Medien zufolge Kunde von RSA.

In den vergangenen Monaten hatten sich Berichte über Hackerangriffe auf große Unternehmen gehäuft. So hatten Mitte April Unbekannte die Sony-Netzwerke für Konsolen- und Computerspiele sowie den Film- und Musikdienst Qriocity geknackt. Dadurch bekamen sie Zugang zu mehr als 100 Millionen Kundendatensätzen.

China hinter Hackerattacke?

US-Medien äußerten den Verdacht, China könnte hinter dem Angriff auf den IWF stecken. Suchmaschinen-Gigant Google hatte nach einer Cyberattacke erklärt, man vermute die Drahtzieher in der Volksrepublik. Nach einem Bericht der "Washington Post" waren vor zwei Jahren vor einer Runde von ranghohen wirtschaftspolitischen Beratungen Washingtons mit Peking sensible Daten aus den Computern hoher Beamter des US-Finanzministeriums gestohlen worden. Amerikanische Ermittler vermuten auch hier die Hintermänner in China.

Der IWF ist in der weltweiten Finanzkrise zu einem der wichtigsten Krisenhelfer aufgestiegen. Gerade in der Bewältigung der Euro-Schuldenkrise spielt der Währungsfonds eine wichtige Rolle.

(Ag.)

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