Immer mehr Wählern vergeht mit Berlusconi das Lachen.
Kommentar
Zumindest seinen „Humor“ will sich Berlusconi nicht nehmen lassen. „Das ist Bunga Bunga im Jahr 1811“, feixte Italiens Premier, als er am Sonntag mit seinem israelischen Gast Netanjahu ein Gemälde betrachtete, das Apoll mit neun Musen zeigt. Zu lachen hatte Berlusconi an diesem Tag freilich nichts, denn vielen Wählern ist das Lachen mit dem „Spaßmacher“ vergangen.
Die Niederlage bei den Referenden ist nach dem Regionalwahldebakel die nächste Ohrfeige, die die Italiener dem einst so erfolgreichen Cavaliere versetzten. Italiens Wirtschaft kommt nicht in Fahrt, die Verschuldung hat astronomische Höhen erreicht. Auch in Wirtschaftskreisen und im ökonomisch stärkeren Norden wächst die Unzufriedenheit.
Italiens Opposition wittert Morgenluft. Doch gerade die jüngsten Referenden zeigen, dass die Italiener vor allem dann politisch aktiv werden, wenn sie sich von Themen betroffen fühlen. Sie sind nicht politikmüde, aber müde eines Systems, in dem seit 20 Jahren dieselben Politiker aktiv sind.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2011)