Klagswelle: Atrium und Meinl legen Streit bei

Symbolfoto
Symbolfoto(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Wechselseitige Milliardenklagen zwischen der Meinl Bank und der Immobiliengesellschaft Atriumwerden werden zurückgezogen, Geschäftsverbindungen gekappt. Sieger sind die Anwälte, die Millionenhonorare kassieren.

Wien/Red. Außer Spesen nichts gewesen: Die Meinl Bank und die Immobiliengesellschaft Atrium hatten einander monatelang mit teils abstrusen Milliardenklagen eingedeckt und die Öffentlichkeit mit entsprechend harschen wechselseitigen Beschuldigungen unterhalten. Jetzt ist das eingetreten, was Beobachter von Anfang an vermutet hatten: Der Streit, im Grunde genommen ein Konflikt zwischen den Milliardären Julius Meinl V und Chaim Katzman, endet damit, dass beide Seiten ihre Klagen „zur Gänze und endgültig zurückziehen“ und auf jegliche Forderung gegen die jeweils andere Partei verzichten.

Man kann freilich nicht sagen, dass die jetzt gestoppte Klagslawine nichts gebracht hat: Die Anwälte der beiden Streithähne sind wegen der hohen Klagssummen um zweistellige Millionenbeträge reicher geworden. Beide Seiten haben vereinbart, die je eigenen Anwaltskosten zu tragen und keine Forderungen an die Gegenseite zu stellen.

Streit um Anlegerentschädigung

Die israelische Immobilienfirma Gazit Globe sowie die Citigroup hatten die von der Meinl Bank gegründete und wegen fragwürdiger Geschäfte ins Schwimmen geratene Immobiliengesellschaft Meinl European Land übernommen und in „Atrium“ umbenannt. Die anfänglich zur Schau gestellte Harmonie zwischen Käufer und Meinl Bank schlug bald in erbitterte Gegnerschaft um. Atrium klagte die Meinl Bank im Vorjahr wegen „Untreue am Gesellschaftsvermögen“ auf 2,1 Mrd. Euro, die Meinl Bank brachte eine Gegenklage über zwei Mrd. Euro gegen die Atrium-Mutter und eine 1,2-Mrd.-Euro-„Derivativklage“ gegen Atrium ein. Der Streit nahm kuriose Züge an, als Atrium Julius Meinl von Privatdetektiven wochenlang beschatten ließ, um nachzuweisen, dass der eigentliche Wohnsitz des österreichischen Bankers London sei. Das hätte die Prozesschancen für Atrium erhöht. Als dies nicht gelang, war aus dem Streit die Luft heraußen.

Im Grunde war es bei den Milliardenklagen immer um die Frage gegangen, wer den niedrigen zweistelligen Millionenbetrag für die Entschädigung der MEL-Anleger zahlen muss. Die Anwaltskosten übersteigen den Entschädigungsbetrag. Meinl und Atrium haben zudem vereinbart, alle Geschäftsverbindungen zu kappen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Meinl Bank und Atrium begraben Kriegsbeil
International

Meinl Bank und Atrium beenden jahrelangen Streit

Jede der beiden Streitparteien trägt die Anwaltskosten selbst und verzichtet auf sämtliche Verpflichtungen aus bestehenden Vereinbarungen durch die jeweils andere Partei.
Buwog
Österreich

Vermögensberater aus Grassers Dunstkreis im Visier

Die Behörde bestätigt Hausdurchsuchungen beim Vermögensverwalter von Grassers Schwiegermutter. Ein Sprecher von Wicki bejaht auch ein Treffen des Schweizers mit Grasser.
Österreich

Buwog: Acht Razzien in der Schweiz und Liechtenstein

Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser ist nicht betroffen, wohl aber sein Umfeld. Vorwürfe gegen den Korruptionsstaatsanwalt sind ungerechtfertigt. Die Übermittlung der Erkenntnisse nach Österreich wird Zeit in Anspruch nehmen.
Hausdurchsuchungen bei Vorstandsmitgliedern von MEL
Österreich

Hausdurchsuchungen in den Fällen Meinl und Buwog

Die Staatsanwaltschaft Wien nimmt neue Ermittlungen in den Causen Buwog und Meinl in der Schweiz und Liechtenstein vor.
Banker Meinl chairman of Austrias closely-held Meinl Bank talks during an interview in Viennas closely-held Meinl Bank talks during an interview in Vienna
Österreich

Meinl Bank: Prozesslawine nach OGH-Urteilen

Im Fall Meinl European Land waren 500 Verfahren bis zum Urteil des Obersten Gerichtshofes ruhend gestellt worden. Diese könnten dem Handelsgericht Wien nun viel Arbeit bereiten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.