Japan: Netzwerke statt Drill

(c) EPA (Robert Gilhooly)
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Die Todai gilt als absolute Prestige-Universität und echte Kaderschmiede: Wer hier die Aufnahmeprüfung an der Hochschule schafft, hat in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik oder Kultur die besten Aufstiegschancen.

Die Absolventenliste der Universität von Tokio liest sich wie das Who is Who der japanischen Gesellschaft. Die „Tokyo Daigaku“, in Japan kurz „Todai“ genannt, ist Nippons absolute Prestige-Uni und die Kaderschmiede der Elite. Die Zahl der Bewerber ist entsprechend hoch, nur jeder Vierte erhält einen Studienplatz. Wer die Aufnahmeprüfung an der Hochschule schafft, hat in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik oder Kultur beste Aufstiegschancen – und davor eine entspannte Studienzeit. An Japans Unis geht es, anders als in Schule oder Kindergarten, relativ stressfrei zu. Abschluss und Netzwerke zählen, Drill ist selten.

Viele japanische Spitzenpolitiker, Rechtsanwälte, Künstler, Philosophen und Wirtschaftsbosse kommen von der Todai, an der heute an zehn Fakultäten 28.000 Studenten immatrikuliert sind. Schon 15 Premierminister wurden hier ausgebildet, darunter Friedennobelpreisträger Satō Eisaku (1974). Neben namhaften Mathematikern studierten drei Nobelpreisträger für Physik sowie der Nobelpreisträger für Chemie von 2010, Ei-ichi Negishi, an der Elite-Uni. Mit Yasunari Kawabata und Kenzaburō Ōe brachte die Todai weltbekannte Literatur- Nobelpreisträger hervor. Auch Kronprinzessin Masako schrieb sich nach ihrem Studium in Harvard an der juristischen Fakultät ein.

Die Todai wurde 1877 zunächst als Kaiserliche Uni und erste moderne Hochschule Japans gegründet. Heute gilt sie als führende Forschungsstätte, die sich mit Erdbebenforschung, Meereskunde, kosmischer Strahlung sowie Robotertechnologie Meriten verdient. In internationalen Ranglisten kann sie damit punkten: Sie liegt im THE-Ranking auf Platz 26. a.k.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2011)


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