Sport ungesund für Frauen? Vize der IGGiÖ tritt zurück

Sport ungesund fuer Frauen
Sport ungesund fuer Frauen(c) Reuters (� Rafael Marchante / Reuters)
  • Drucken

Ahmet Hamidi, der Vizepräsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, hat vor gesundheitlichen Schäden durch Leistungssport gewarnt. Nun hat er seinen Rückritt erklärt - ein Schuldeingeständnis sei das nicht.

Der Vizepräsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ), Ahmet Hamidi, legt sein Amt zurück. Anlass dafür ist die heftige Kritik an seiner Person und der Glaubensgemeinschaft, weil der Mediziner Hamidi Sport als ungesund für Frauen bezeichnet haben soll. Er bestritt, diese Aussagen getätigt zu haben. Daher sei sein Rückzug auch "kein Schuldeingeständnis", sondern diene nur dazu, die Diskussion um die Glaubensgemeinschaft zu beenden.

In einem "Kurier"-Bericht wurde Hamidi mit den Worten zitiert: "Zu viel Sport ist für den weiblichen Organismus nicht gut, das ist eindeutig bewiesen. Männer können schließlich auch nicht schwanger werden. Frauen sind körperlich schlechter dran. Hormonstörungen und sinkende Knochendichte sind die Folge." Später beschränkte er diese Aussage auf Leistungssport: Der führe unter anderem "zu kleineren Brüsten, der Hormonhaushalt gerät ins Wanken und die Körperbehaarung nimmt zu".

Kritik von politischen Parteien

Der künftige Präsident der IGGiÖ, Fuat Sanac, betonte, dass es sich bei Hamidis Standpunkt um keine offizielle Position der Muslime-Vertretung handle. Trotzdem will Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) nun ein klärendes Gespräch mit dem neuen Präsidenten Sanac, da diese Ansicht "indiskutabel" sei. Empörte Reaktionen kamen auch aus der Wiener SPÖ, von den Grünen, dem BZÖ und den Liberalen Muslimen (ILMÖ).

Wie Hamidi betonte, sei er seit fast 30 Jahren in Österreich und habe immer klar gemacht, dass er sich zur hiesigen Gesetzgebung und Kultur bekenne. Und als Arzt mit Spezialgebiet Diabetes und Übergewicht sei seine erste Empfehlung immer Bewegung.

Gewarnt habe er lediglich, dass Extremsport, also Spitzenleistungssport, für Damen nicht von Nutzen, sondern von Schaden sei, für Männer gelte das gleiche. Bei Frauen kämen jedoch noch hormonelle Störungen hinzu. Überhaupt sei auch diese Meinung von ihm nicht als "islamische Stellungnahme, sondern als die eines Arztes" zu sehen.

Die Ärztekammer ist hier aber anderer Ansicht als Hamidi: Diese Wortmeldung sei "ohne jegliche wissenschaftliche Evidenz", erklärte Kammer-Präsident Walter Dorner in einer Aussendung: "Wir prüfen gerade die uns vorliegenden Unterlagen und werden dann eine Sachverhaltsdarstellung an den Disziplinaranwalt leiten."

Rücktritt als Fachinspektor gefordert

Unklar ist, welche Auswirkungen die angeblichen Aussagen auf die Funktion von Hamidi als Fachinspektor für islamischen Religionsunterricht haben: Der Wiener Stadtschulrat forderte, dass Hamidi im kommenden Schuljahr diese Funktion nicht mehr ausführe. Hamidi sagte aber, er wolle weiterhin Fachinspektor bleiben. Fachinspektoren für Religionsunterricht werden von den jeweiligen Glaubensgemeinschaften gestellt.

Die Diskussion könnte auch für einige Medien ein juristisches Nachspiel haben: Hamidi sagte, er werde wegen Rufschädigung gegen Medien vorgehen, die aus seiner Sicht nicht korrekt berichtet haben.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.